Literaturradio: Literatur geht auf Sendung

SelfPublishing, Posten, Twittern – die digitale Welt für Wortkreative ist weit. Nun können sie sich auch zu Gehör bringen. Das Literaturradio Bayern macht‘s möglich. Auf der neuen Radioplattform der BLM (Bayerische Landeszentrale für Neue Medien) geht das offensichtlich ganz einfach. Wer Lust hat, eigene Beiträge zu produzieren, registriert sich über die Anmeldemaske, erstellt einen Radiokanal, lädt seine Texte hoch oder sendet sie live. Zu empfangen sind sie vorläufig nur über das Internet. Was aber nicht so bleiben muss, da man sich vorstellen kann, einzelne Sendungen auch im digitalen Radio zu verbreiten. Die beiden Initiatoren, Uwe Kullnick vom FDA Bayern (Freier Deutscher Autorenbund) und Arwed Vogel vom VS (Verband Deutscher Schriftsteller), wollen damit die bayerische Literatur auf eine breite Basis stellen und Autoren aller Couleurs die ihnen gebührende Wahrnehmung an die Hand geben.

Das Literaturradio ist gedacht als eine Plattform für kleinere Organisationen mit regionalen und lokalen Komponenten, die voneinander keine Ahnung haben und nun miteinander kommunizieren können. Eine Art Entdeckermagazin, wo jeder, der schreibt, sich vielstimmig über die Feuilletons der Zeitungen und öffentlichen Sender hinaus zu Wort melden kann. Autorenportraits, Rezensionen, Lesungen, Buchpräsentationen, Veranstaltungsankündigungen, Interviews, Live-Übertragungen stehen bereits auf der Programmliste. Man sieht, die Bandbreite ist groß und kann durch die Vernetzung mit Musikern und Bildenden Künstlern aufs Anregendste erweitert werden. Die Beiträge sollen nach journalistischen Grundsätzen erstellt sein und den Jugendschutzbestimmungen Rechnung tragen. Eine VS-Redaktion wacht darüber, dass ein gewisser Level eingehalten wird und nicht allem Schund und Schmutz Tür und Tor offen stehen.

Finanziert ist das Literaturradio sozusagen aus sich selbst, das heißt partiell durch die Rundfunkgebühren, da die Plattform auf der Homepage der BLM, einer Anstalt des öffentlichen Rechts, angesiedelt ist. Die Tätigkeit der Einzelnen ist rein ehrenamtlich, die Beiträge müssen selber produziert und ins Netz gestellt werden. Im Grunde ist jeder für sich verantwortlich, kann aber mit Feedback und Kommentaren gelobt oder getadelt werden bzw. selber tun. Für Arwed Vogel beinhaltet das eine große Freiheit, es können Momente im literarischen Betrieb gezeigt werden, die an anderer Stelle kaum mehr Platz finden. Anders gesagt, das Literaturradio zeigt eine Offenheit, die den gängigen Medien abhanden gekommen ist. Vogel wünscht sich, dass die Schriftsteller mit diesem Projekt nun eine gemeinsame, kommerziell unabhängige Plattform haben, ein Sprachrohr, mit dem sie ihre Belange vertreten, ihre Publikationen präsentieren und literarische und literaturpolitische Diskurse eigenständig führen und in der Öffentlichkeit darstellen können.
Katrina Behrend Lesch

Kontakt: radio.blm.de, uwe.kullnick@email.de, arwedvogelflp@aol.com