Auszeichnung für die Lyrik-Kabinett-Gründerin Ursula Haeusgen – Freistaat fördert Bibliothek des Lyrik-Kabinetts erstmalig mit 40.000 Euro

MÜNCHEN. Die Liebe zur Lyrik war ihr Lebensinhalt: Die Gründerin des Lyrik Kabinetts und frühere Poesie-Mäzenin Ursula Haeusgen ist knapp sechs Monate nach ihrem Tod von Wissenschafts- und Kunstminister Bernd Sibler mit der Auszeichnung „PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM” des Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst geehrt worden. „Menschen wie Ursula Haeusgen sind beispielgebend dafür, was privates Engagement für Kunst bewirken kann. Auf Persönlichkeiten wie sie ist unser Kunst- und Kulturleben, ist unsere Gesellschaft angewiesen”, betonte Sibler, der die Auszeichnung am frühen Montagabend in München stellvertretend an den Geschäftsführer der Stiftung Lyrik Kabinett Dr. Holger Pils überreichte.

Mit der Auszeichnung „PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM” würdigt der Freistaat Ursula Haeusgens große Verdienste mit besonderer Betonung des Brückenschlags zwischen Kunst und Wissenschaft, den das Lyrik Kabinett leistet. „Der Freistaat Bayern schätzt diesen wunderbaren Ort für die Lyrik nicht zuletzt auch als wertvolle und wissenschaftlich bedeutsame Spezialbibliothek mit einem 65.000 Bände starken Bestand an Primär- und Sekundärliteratur, deren Grundstock Frau Haeusgen gestiftet hat. Sie stellte zudem jährlich finanzielle Mittel für Neuanschaffungen und Bibliothekskräfte zur Verfügung.”

In diesem Zusammenhang teilte Sibler auch mit, dass der Freistaat Bayern die Spezialbibliothek der Stiftung Lyrik Kabinett als „bayern- und bundesweit einzigartige und national wie international hoch anerkannte Einrichtung” in diesem Jahr erstmals mit einer Summe von 40.000 Euro fördert. Damit sollen Erhalt, Ausbau und Erschließung der öffentlich zugänglichen, wissenschaftlich betreuten Bibliothek bezuschusst werden. Der Geschäftsführende Vorstand Dr. Holger Pils bewertete dies als bedeutsam für den Fortbestand des Lyrik Kabinetts: „Wir sind Staatsminister Sibler sehr dankbar für die Unterstützung und die Wertschätzung unserer Arbeit. Für die Zukunftssicherung der Arbeit des Lyrik Kabinetts insgesamt ist diese Förderung ein sehr wichtiger Schritt.”

Bei seiner emotionalen Würdigung der im Januar dieses Jahres gestorbenen Poesie-Pionierin Ursula Haeusgen sagte Sibler: „Die Nachricht dieser Ehrung hat sie noch erreicht und wie mir zu Ohren kam, hat sie sich sehr darüber gefreut. Dann kam die Pandemie; wir mussten die Verleihung verschieben. Es tut mir unendlich leid, dass ich der großen Kunst-Mäzenin und Lyrik-Patin im Freistaat diese Ehrung nicht mehr persönlich überreichen kann. So ehren wir sie posthum. Und wir ehren ihr Werk, das sie uns hinterlassen hat und das bleiben wird.”

Haeusgen, die einmal sagte „Ich habe einfach nur diese Liebe zur Lyrik”, hatte der Welt der Poesie einen großen Teil ihres Lebens gewidmet. Nachdem sie das Lyrik Kabinett bereits 1989 als Buchhandlung gegründet hatte, errichtete sie nach verschiedenen Umzügen und einer Zeit des Lyrik Kabinetts als Lesegesellschaft 2003 die „Stiftung Lyrik Kabinett” als rechtsfähige Stiftung. Seit 2005 hat diese hochrangige und international hoch anerkannte literarische Einrichtung ihre Heimat in der Amalienstraße im Münchner Innenstadtbezirk Maxvorstadt.

Als Zentrum und Forum für Lyrik schafft das Lyrik Kabinett dort Orientierung über das weite Spektrum lyrischen Schaffens durch die Zeiten und Nationalliteraturen. Es spricht ganz unterschiedliche Zielgruppen an, von der Mittelschul-Schülerin und dem jugendlichen Poetry-Slam-Fan bis zur Poesie-Liebhaberin oder Personen aus Literaturwissenschaft, Verlagswesen. Und nicht zuletzt fühlen sich dort Lyrikerinnen und Lyriker zu Hause, gerade auch aus der jungen Lyrik-Szene, die sich in den letzten Jahren in München entwickelt hat.

„Sie wollte Lyrik sichtbar machen, Gedichte möglichst vielen Menschen zugänglich machen, Leser und Lyriker zusammenbringen, Gespräche über Lyrik ermöglichen”, sagte Sibler. „Diese starke Idee hat sie in privater Initiative, mit starkem Willen und Beharrlichkeit und unter Einsatz erheblichen Vermögens Wirklichkeit werden lassen.”

Die Auszeichnung „PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM”

Das Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verleiht seit dem Jahr 2000 die Auszeichnung „PRO MERITIS SCIENTIAE ET LITTERARUM” an herausragende Persönlichkeiten für deren Verdienste um Wissenschaft und Kunst, seit 2008 in Form eines Bronze-Reliefs. Ziel dieser Ehrung ist neben der Würdigung dieser Persönlichkeiten, Kultur als Einheit zu begreifen: Wissenschaft und Kunst sollen als zwei Seiten derselben Medaille wahrgenommen werden. Pro Jahr werden grundsätzlich nur bis zu acht Auszeichnungen vergeben.

Quelle: Pressemitteilung der Bayerischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst