[LiSe 03/24] Buchtipps aus erster Hand

Die Mitarbeiter*innen der Münchner Stadtbibliotheken empfehlen für den Monat März diese Neuerscheinungen:

Rebecca F. Kuang: Yellowface
Eichborn

June Hayward und Athena Liu könnten beide aufstrebende Stars der Literaturszene sein. Doch während die chinesisch-amerikanische Autorin Athena für ihre Romane gefeiert wird, fristet June ein Dasein im Abseits. Als June Zeugin wird, wie Athena bei einem Unfall stirbt, stiehlt sie Athenas neuestes, gerade vollendetes Manuskript, einen Roman über die Heldentaten chinesischer Arbeiter während des Ersten Weltkriegs. June überarbeitet das Werk und veröffentlicht es unter einem Künstlernamen. Denn verdient es dieses Stück Geschichte nicht, erzählt zu werden, und zwar egal von wem? Gesellschaftsanalytisch zeigt die Autorin, wie Minderheiten unterdrückt werden. (mehr …)

[LiSe 03/24] Jubiläum: Krimifestival München

2024 feiert das Internationale Krimifestival München sein 20-jähriges Jubiläum – Hochspannung ist angesagt. Das Krimifestival München wurde 2003 als Privatinitiative von Andreas Hoh und Sabine Thomas gegründet. Zum Jubiläum werden wieder Krimis und Thriller an spannenden Tatorten, z. B. am 28. März mit Jussi Adler Olsen & Peter Lohmeyer im Sektionshörsaal des Instituts für Rechtsmedizin präsentiert. Auch im Umland kann schon mal der Atem ins Stocken geraten, so bei der Tegernseer Kriminacht im Mai oder auf dem Krimi-Dampfer auf dem Starnberger See im Juni. Das Programm mit hochkarätigen Autoren erstreckt sich über den gesamten Frühling und findet sich unter http://www.krimifestival-muenchen.de . Interessent*innen sollten sich beeilen, denn einige Veranstaltungen sind bereits ausverkauft.
U. S.

[LiSe 03/24] Literaturfestival: Geschichten formen

Friedemann Karigs neuer Roman zwischen Fakt und Fiktion

Von Markus Czeslik

Clara Konrad, hauptberuflich Wahrsagerin und Sternendeuterin im Call Center, sitzt bei ihrer Therapeutin (wovon wir erst mal ausgehen) und lügt, dass sich die Balken biegen – und man glaubt ihr jedes Wort. Dabei können wir aus mehreren Gründen davon ausgehen, dass es die Klientin nicht immer genau nimmt. Wenn wir uns aber von der Frage lösen, was wahr oder falsch ist, und uns darauf einlassen, wie die Erzählerin sich mit jeder Geschichte neu konstruiert und jedes erzählte Puzzleteil ihre Identität formt, und wir uns zudem bewusst machen, wie wir unser eigenes Ich durch Geschichten formen (erdachte, geliehene, erlebte) – dann ist dieses Buch zwischen Fakt und Fiktion ein tief-trauriges, großes Vergnügen. In jedem Fall beweist sich der Journalist (u. a. Süddeutsche, SZ Magazin, Die Zeit) und Autor Friedemann Karig als Magier und glänzender Storyteller.

Friedemann Karig:
Die Lügnerin, Roman
224 Seiten,
Ullstein, Berlin, 2023
22,99 Euro

[LiSe 02/24] Bilder, die erzählen

Die Internationale Jugendbibliothek zeigt eine große Auswahl an Arbeiten des Illustrators Reinhard Michl

Von Katrin Diehl

Er könnte das wunderbar zeichnen: wie Mann und Maus, Frau und Kind, Ochs und Esel allesamt ihre Beine unter die Arme nehmen und losstürmen. Bevor es zu spät ist. Bevor sie etwas verpassen. Zum Beispiel die Ausstellung „Die ganze Welt riecht lasterhaft nach Hunden, Katzen, Schnecken“ in der Internationalen Jugendbibliothek im Schloss Blutenburg. Anlässlich seines 75. Geburtstags werden dort in der Wehrgang-Galerie bis zum 11. Februar Illustrationen und Skizzen des Illustrators Reinhard Michl gezeigt, einem Künstler, der mit seinen Bildern aus der deutschen wie internationalen Kinderbuchwelt kaum wegzudenken ist. (mehr …)

[LiSe 02/24] Unabhängige Verlage, Teil II „Mehr Präsenz!“

Die Stroux edition aus München-Neuhausen

Von Marie Türcke

Im Gespräch mit Annette Stroux kommt man auf eine neue Definition des Konzepts „unabhängiger Verlag“: Das ist, wenn Den-Verlag-betreiben ein Selbstzweck in sich ist. Kein Mittel zum Zweck, kein „Mehr-generieren durch das Buchgeschäft, sondern schlicht in enger Zusammenarbeit mit den Autor*innen etwas Schönes und Bleibendes schaffen. Wenn das gelingt, ist das Ziel erreicht“. (mehr …)