München steht im Zeichen von Faust / Das Goethe-Drama animiert zu mehr als 500 Veranstaltungen

Von Ina Kuegler

Am Anfang waren es zwei, jetzt sind es über 120. So viele Veranstalter zählt das Faust-Festival München, das das kulturelle Leben der Landeshauptstadt in der ersten Jahreshälfte 2018 prägen wird und dem weltweit bekanntesten Werk der deutschen Literatur gewidmet ist. Offizieller Auftakt ist am 23. Februar – an diesem Tag eröffnet die Kunsthalle ihre Ausstellung „Du bist Faust – Goethes Drama in der Kunst“. Kunsthalle und Gasteig sind die Initiatoren des Festivals, das mehr als 500 Veranstaltungen präsentieren will.

Das Spektrum der Kulturereignisse reicht von Filmabenden bis zu Vorträgen in der Uni oder der Akademie der Schönen Künste, von „Faust III“ mit dem Bretterhaus Wien bis zum Ballett aus Dortmund, von Künstlergesprächen mit Rüdiger Safranski und Claus Peymann bis zum Faust-Fotowettbewerb, von Gretchen-Szenen mit Schubert- oder Schumann-Vertonungen in der Musikhochschule bis zur Walpurgisnacht-Ausstellung im Theatermuseum. Veranstalter sind u. a. Münchner Buchhandlungen, das Gärtnerplatztheater, das Münchner Kammerorchester, die Lach-und Schießgesellschaft, das Stadtmuseum, der Club Harry Klein oder die Konsulate von Österreich, Ungarn und Polen. „Ein Festival, bei dem Groß und Klein ihren Platz haben, aber auch Hotellerie, Gastronomie und der Einzelhandel einbezogen sind“, sagt Projektleiterin Anna Kleeblatt.

Die Idee zum Faust-Spektakel hatten Roger Diederen, Chef der Hypo-Kunsthalle, und Max Wagner, Leiter des Münchner Gasteigs. „Das Festival bekommt eine Bandbreite und Vielfalt, wie München sie noch nie gesehen hat“, schwärmt Max Wagner. Im September 2016 hatte die Kunsthalle die ersten Veranstalter zum Mitmachen eingeladen und damit eine ganze Lawine losgetreten. Das komplette Angebot, das noch erweitert werden dürfte, ist auf der eigenen Homepage nachzulesen. Für jeden Tag sind mehrere Events mit Wort und Bild verzeichnet – ein Angebot, das angesichts der Fülle der Veranstaltungen unerlässlich ist.

Schon im Vorfeld des offiziellen Festivals faustelt es in München gewaltig: Bereits im September 2017 begann die Goethe-Gesellschaft mit einer Vortragsreihe, am 30. Januar gestaltet Klaus Maria Brandauer im Prinzregententheater einen Faust-Abend. Am Sonntag, 4. Februar bietet das Münchner Galerie Theater eine besondere Attraktion: Es gestaltet beim Münchner Faschingsumzug 2018 einen eigenen Festwagen mit Fausts Himmelfahrt. Dem Fasching gewidmet ist auch der Gauklerball (10. Februar) in Auerbachs Keller bzw. im Künstlerhaus am Lenbachplatz. Noch vor der Kunsthallen-Vernissage bietet das Instituto Cervantes München die Ausstellung „Don Juan, Fausts spanischer Bruder“ (ab 20. Februar).

Offiziell eröffnet wird das Festival am 23. Februar nicht nur in der Kunsthalle, sondern u.a. auch bei Heppel & Ettlich mit Puppenspiel oder dem Erzählfestival „Gute Stube“, das zu Theater und Tanz in Münchner Wohnzimmern anregen soll. Gleichzeitig lädt das Kaufhaus Beck zu einer Lichtinstallation mit dem Titel „Du bist Faust“. Gemäß der Verheißung von Mephisto, dass ein Zaubertrank verjüngt, kredenzt der Nockherberg ein himmlisches Gebräu, und zwar den „Faustus“, einen – wie die Brauerei versichert – „einzigartigen“ Weizenbock. In den Fünf Höfen präsentiert die Buchhandlung Hugendubel Improvisationstheater.

Nach dem Eröffnungstag des Festivals geht es ähnlich geballt weiter – an manchen Tagen des Spektakels gibt es bis zu sieben unterschiedliche Veranstaltungen. Aus der Fülle des Angebots seien nur ein paar Beispiele genannt: So wird die Erzdiözese mehrere katholische Kirchen nach den Motiven „Himmel &  Hölle“ beleuchten, die Evangelische Akademie in Tutzing veranstaltet eine Faust-Tagung, das Münchner Dokumentarfestivals widmet sich Faust-Filmen, die Münchner Stadtbibliothek macht einen Osterspaziergang vom Gasteig bis zum Hildebrandhaus, der „Buchpalast“ zeigt Klaus Ensikats Buchillustrationen zu „Faust“ und die Frauenseelsorge  führt durch die Kunsthalle unter dem Motto „Selbst schuld, Gretchen?“.

Kern des mehrmonatigen Festivals ist die Kunsthallen-Schau „Du bist Faust – Goethes Drama in der Kunst“. Die Ausstellung präsentiert mehr als 150 Gemälde, Grafiken, Skulpturen, Fotografien, Vertonungen und Filme von Künstlern aus Europa und den USA wie Eugène Delacroix, Charles Gounod, Max Beckmann, Martin Scorsese und Anselm Kiefer. Die innovativ inszenierte Schau nimmt die BesucherInnen mit auf eine Reise durch das Drama und macht sie zu WeggefährtInnen Fausts auf seiner rastlosen Suche nach Sinn und Ziel des modernen Lebens.

Mehr Infos unter www.faustfestival.com