Seni, der Hofastrologe des berüchtigten Feldherrn Markus Söder, wusste es schon längst, oder arbeitet er für Wallenstein, na, egal, dass Mitte Dezember schweres Unheil dräute: Jupiter überholte den weiter entfernten Saturn und beide standen, von der Erde aus betrachtet, in teuflischer Konjunktion! Schon im ahndungsvollen Vorgriff darauf hatte der marsbegnadete Polemiker Maxim Biller in der SZ den steirischen Dorf-Unschuldsengel Lisa Eckart (Berufswunsch: Kabarettistin) mit seiner „sehr blonden HJ-Frisur“ aus allen Wolken gezerrt und die „Hitlerboys“ vom ZDF gleich dazu, das hatte gesessen – mochte mancher meinen.

Zumal die SZ (und das nicht nur in Klammern) ja auch gerade wild um Aufmerksamkeit, Sensationen und Auflage buhlt. Einsparungen müssen sein! Bis Silvester sollten, so hieß es, 50 Redakteure aus der großen Zeitung „sozial verträglich“ ausgebootet werden!

Und so wagte der langjährige Münchner Kurzstrecken-Erzähler M. Biller ein Tänzchen mit der neuen SZ-Chefredakteurin Lady Macbeth alias Judith Wittwer, um für beide ein win-win zu erzielen, was aber nach wenigen Tagen verpuffte, denn das Literarische Quartett, in dem die Lisa auftrat, kurz vor und nach Mitternacht, zeigte nur ein blasses, unbedarftes Maderl, das sich weigerte, kernige Nazisprüche zu beschwören. Und sowohl Medien als auch Justiz haben es bisher abgelehnt, das angebotene Parkett mit zu betreten, Skandal-Ende!

Dabei hätte Biller, der auch erfolgreiche Romane publiziert hat, durchaus Erfahrung und Talent, die Justiz auf den Plan zu rufen. Sein zweiter, anscheinend stark autobiographischer Roman „Esra“ wurde 2003 bis 2005 in mehreren Verfahren von der Münchner und Karlsruher Justiz erst in der Ur-, dann auch in der bereinigten Fassung verboten. Das Persönlichkeitsrecht der namentlich durchaus verfremdeten Protagonistinnen schien der pingeligen Justiz – auch in Abwägung gegen die Kunstfreiheit – eklatant verletzt. Der Verlag hatte aber bereits unwiderruflich vier bis fünftauend Stück ausgeliefert. Die kreisen seither als Liebhaberstückerl unter und um die Ladentische.

Und hier kommt zusätzlich Amazon ins Spiel. Wer heute Maxim Billers 273 Seiten Opus „Esra“ genießen will, kann es, gebraucht oder neuwertig für läppische 300 bis 500 Euro bei Amazon bestellen. Wovon der Autor selbst, so hart spielt das Leben, gar nichts hat. Das große Münchner Blatt hingegen, das seit den Weggängen von Innenressort- Heribert Prantl und Chef Kurt Kister ohne starkes Ruder durch offene See treibt, leistet sich weiterhin einen Mann als Mit-Herausgeber, der 2014 schon mal mit der Insolvenz der „Abendzeitung“ Erfahrung sammeln durfte. Fast alle Redakteure mussten gehen. – Kapital schlägt eben Arbeit, der alte Song. Aber nur solange, bis dickeres Kapital kommt. Ach ja, Seni wüsste, wann es soweit sein wird. Und ob.

W.H.