Junge Münchner AutorInnen stellen sich am 24. Januar vor/
Sieben Stunden wird gelesen, rezitiert und geslamt.

Bühne frei für den „Großen Tag der jungen Münchner Literatur“. Es ist eine Premiere, für München und für die drei Organisatoren Tristan Marquardt, Nora Zapf und Daniel Bayerstorfer: Die junge Münchner Literatur- und Lyrikszene will sich erstmals konzentriert und in ihrer ganzen Vielfalt der Öffentlichkeit präsentieren – und gemeinsam Party machen. Im Einstein-Kultur wird am 24. Januar sieben Stunden lang gelesen, geslamt, rezitiert und deklamiert.

Auf den „Großen Tag der jungen Münchner Literatur“ haben in München viele gewartet. Literaturhaus, Lyrik Kabinett und das Kulturreferat der Stadt unterstützen das Projekt, das zwar ein Novum in der blühenden Münchner Literaturszene ist, aber auf vielfältige Aktivitäten – Lesereihen, Werkstätten, Kollektive, Zeitschriftenprojekte und Kellerlesungen – aufbauen kann. Das Verdienst von Tristan Marquardt, Nora Zapf und Daniel Bayerstorfer ist es, den vielen Stimmen gerade der jungen, noch nicht arrivierten Literaten eine Heimat zu geben: für den gemeinsamen Auftritt, aber auch für den Einstieg in eine vernetzte Zukunft.

Alle drei haben Erfahrungen in der Organisation und Gestaltung von literarischen Projekten. Am bekanntesten dürfte die Lesereihe „meine drei lyrischen ichs“ sein, die Tristan Marquardt 2012 in München begründete. Alle drei werden am 24. Januar selber lesen und moderieren. Das Ziel des Organisations-Trios ist es, junge Dichter und Schriftsteller in München aus ihrer Isolation zu befreien. „Du bist nicht Dostojewski, aber schreibe!“, unter dieser Überschrift arbeiten bereits einige Initiativen, die nicht die Konfrontation zur etablierten Literaturszene suchen, sondern sich als notwendige Ergänzung verstehen. Der „Große Tag“ ist geplant als niederschwelliges soziales Ereignis, nicht die Konkurrenz soll im Vordergrund stehen, sondern der Austausch, der Aufbruch, die gegenseitige Versicherung vor der Eroberung der Feuilletons.

Der Zulauf zum Projekt war riesig, die Organisatoren haben erfahrene Einrichtungen und Moderatoren ins Boot geholt und die 50 Autorinnen und Autoren, die lesen werden, in Gruppen aufgeteilt, die jeweils von etablierten Vertretern wie Pia-Elisabeth Leuschner vom Lyrik Kabinett, Katrin Lange vom Literaturhaus, oder Ko Bylanzky aus der Spoken-Word-Szene vorgestellt werden. Frauen und Männer teilen sich die Bühnen, sowohl bei den Literaten wie bei den Moderatoren. Gelesen wird parallel in zwei Hallen. Das detaillierte Programm ist unter grossertagderjungenmuenchnerliteratur.com einzusehen.

Alle, die lesen, haben sich bereits in der Vergangenheit der Öffentlichkeit gestellt. Namentlich genannt seien hier Lena Gorelik, die mit „Die Listensammlerin“ große Anerkennung erfahren hat (18 Uhr), Katharina Adler, die an einem Roman über ihre Großmutter arbeitet, die ihrerseits als „Fall Dora“ in die Literatur über Freud einging (19 Uhr), Fabian Bross, der Herausgeber und Mitbegründer der online-Zeitschrift „Parsimonie“ ist (19 Uhr), Markus Ostermair, der in seinem Roman „Der Sandler“ dargelegt hat, was Obdachlosigkeit ist und macht (21 Uhr), und Ayna Steigerwald, die als Dramaturgin „Geschlossene Gesellschaft“ von Sartre im Keller der kleinen Künste betreut hat (23 Uhr). Mit Installationen von Jonas von Ostrowski und Johannes Tassilo Walter sowie Werken von Catalina Schenk werden die Lokalitäten gestaltet.
Ursula Sautmann

Großer Tag der jungen Münchner
Literatur, 24. Januar 2015 im Einstein-Kultur, Einsteinstraße 42.
Einlass 17 Uhr, Eröffnung 17:30 Uhr, Eintritt 10/7 €.