Abschied ist ein scharfes Schwert, das ach so tief ins Herz dir fährt“, sang einst der Schlagerbarde Roger Whittaker. Verabschiedet haben wir uns gerade vom Jahr 2019, unter Schmerzen, mit Wehmut? Für Aktienbesitzer war es kein schlechtes Jahr, aber ob die beginnenden Zwanziger golden oder nicht vielmehr sehr zornig werden, steht noch in den Sternen. Manche(r) ging in den Ruhestand, mit gemischten Gefühlen. Denn die Angst vor dem Abschied aus dem Erwerbsleben vereint sie alle, die Kanzlerin, den Hausarzt, die Lokalreporterin. Aber muss man wirklich Angst haben? Viele sprechen dann auch eher von einem Wendepunkt, kein Ende der vita activa, vielmehr Aufbruch zu neuen Ufern.

Wer erinnert sich noch an die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles? Kaum einer und das ist gefühlt erst gestern gewesen. Eine rheinische Frohnatur schert das wenig, endlich kann der Karneval in vollen Zügen genossen werden, zum Beispiel. Heute darf der Ruhestand auch schon mit Vierzig einsetzen, eine gewisse Dynamik der vorausgegangenen Jahre vorausgesetzt. In den USA spricht man bereits von einem Trend. Zwanzig Jahre lang ranklotzen, sich dann als Genussmensch neu erfinden. Da prallen Generationen aufeinander und erzeugen Konflikte, wohin man auch schaut. „OK Boomer“ und „Oma als Umweltsau“ auf der einen Seite, die Bewahrer des 20. Jahrhunderts auf der anderen. Die demografischen Daten sagen uns, dass wir ab 2030 bis 70 arbeiten müssen, reichen doch die Reserven der Sozialkassen nur bis 2025. Nanu, wie passt das alles zusammen? Es passt eben nicht mehr. Mit wissenschaftlichen Daten zum Klimawandel hantierende Fünfzehnjährige, Verschwörungstheorien alter weißer Männer in den sozialen Netzwerken, das hätte uns höchstens ein Blick in die Glaskugel geweissagt, keine kühne Prognose wäre so weit gegangen. Es werden lange Abschiede werden, von der Kreuzfahrt, der Flugreise und vom Liebling Nr.1, dem Ressourcen fressenden Auto. Und es wird anders als erwartet kommen, unangenehme Überraschungen sind garantiert.

Bernd Zabel