Speranza hieß (zufällig?) der zuständige Gesundheitsminister, als dort, im Land der glühenden Orangen, vor gut 12 Monaten „Corona“ ausbrach und der harte Lockdown beschlossen wurde. Speranza, hier in München, der nördlichsten Stadt Italiens, braucht man das nicht zu übersetzen, klarer Fall.

Aber mit Namen ist das ja so eine Sache. Die Menschheit teilt sich, grob betrachtet, in zwei Hälften. Die „Nomen est Omen“-Hälfte einerseits und andererseits die „Namen ist Schall und Rauch“-Sektion, wobei in düsteren Zeiten wie diesen das Ominöse dominiert! Die Menschen suchen nach „Zeichen“, nach „Be-deutung“ (Stichwort Kontingenz-Intoleranz), sie lechzen nach der magischen Kraft von Namen, wollen sich nicht abspeisen lassen mit trockenen wissenschaftlichen Erklärungen. Man hat genug von Statistiken und Begriffen wie Konfidenzintervall, Reproduktionszahl, Inzidenz! Selbst Autokonzerne vertrauen jetzt den Sternen. „Stellantis“ heißt der gerade neu geschmiedete Konzern aus Fiat, Chrysler, Opel und Peugeot. (Auguren flüstern allerdings schon jetzt, dass ihn der Name vor dem Untergang nicht retten wird.)

Dieses „Nomen est Omen“ stammt ja aus Zeiten, in denen Susanne Daubner in ihrer Tagesschau mit erhobener Augenbraue vielleicht kritisch über einen gewissen Plautus berichtet hätte. Plautus, der Römer, hatte in seinem Stück „Der Perser“ um 180 vor Christus wohl das magische Sprichwort erfunden, nicht ahnend, was er damit anrichtete. Wogegen Goethe seinen Helden Faust auf die Gretchenfrage nach dem Gottesglauben aalglatt antworten lässt, man könne es so oder auch anders nennen, Namen seien eben nur „Schall und Rauch“ – etwas schwach von einem Dichter, dessen eigener Nachname von seinen Fans schon immer auf die Wurzel „Gott“ zurückgeführt wurde, ach, Omen!

Das echte Leben, zugegeben, liebt das Spiel mit Namen: Ein Handballer Deckarm, Eishockeyspieler Kühnhackl und Sohn oder Fußballer wie Netzer, Stollenwerk, führen uns beziehungsreich in die banal-realen Tiefen des Sports. Nur „Beckenbauer“ gibt uns mal wieder Rätsel auf, aber das ist ja gerade das Reizvolle am Omen, es soll gar nicht eindeutig sein, darf leicht nach Enigma schmecken.

Doch Speranza, Speranza, wo bist du jetzt geblieben? – 80.000 tote Italiener konnte dein Namen nicht verhindern, die Leichenwagen von Bergamo, und jetzt wirst du sehr wahrscheinlich selbst Opfer der Kabinettskrise, die Matteo Renzi angezettelt hat.

Plautus, der Römer, hätte sich geschämt, aber er gilt ja als Komödiendichter – nichts lag ihm ferner, als beim Wort genommen zu werden; dieses tödliche, pickelige Virus „Corona“ zu nennen, konnte nur einem dieser sprachfernen Virologen einfallen, aber vielleicht glauben all diese Wissenschaftler heimlich an ein wunderbares Omen unter der Krone?

W.H.