Eine Satire, ein Märchen, eine Parabel, ein Lehrstück – all das und noch viel mehr ist der wunderbare Roman „Die Serenaden des Ibrahim Santos“. Der Autor Yamen Manai erzählt darin die phantastische Geschichte des Dorfes Santa Clara in der Karibik – ein Dorf, dessen Bewohner ein einfaches, naturverbundenes, glückliches Leben führen und den köstlichsten Rum des ganzen Landes herstellen. Die neuen Machthaber zerstören diese Idylle: Mit Angst und Terror wollen sie die Alkohol-Produktion steigern und offenbaren dabei ihre menschenverachtende Staatsdoktrin. Ein Wirbelsturm und Ibrahim Santos’ Geigenklänge setzen dem Spuk ein Ende, ein glückliches Ende.

Dieses Glück wünscht man auch dem Land Tunesien, aus dem der 35jährige Autor stammt. Am Vorabend der tunesischen Revolution vom Dezember 2010 schrieb Manai das letzte Kapitel dieses Romans, der in Paris zunächst auf Französisch erschien und jetzt von Bettina Deininger ins Deutsche übersetzt wurde. In Tunesien wurden „Die Serenaden des Ibrahim Santos“ begeistert aufgenommen – schließlich ist der Sturz von Ex-Diktator Ben Ali noch allgegenwärtig. Der „Arabische Frühling“ wurde erst vor wenigen Wochen geadelt: Oslo verlieh dem tunesischen Quartett den Friedensnobelpreis. Dem Roman „Die Serenaden des Ibrahim Santos“ wünscht man vor allem viele Leser – sie werden das Dorf Santa Clara mit all seinen skurrilen Bewohnern lieben lernen.
Ina Kuegler

Yamen Manai: Die Serenaden des Ibrahim Santos
Aus dem Französischen von Bettina Deininger, Roman, 212 Seiten
Austernbank Verlag München 2015
19,90 Euro