Von Fabian Widerna

Genieße die Aussichtslosigkeit. Ein Zimmer ohne Fenster und Türen ist ’ne dumme Sache. Nicht bloß, weil man sich kaum, oder auch nur mit den üblichen Mitteln erklär’n kann, dort hingelangt zu sein, ohne im unverputzten Mauerwerk, weder im Boden noch an der Decke (dank Stehleiter) auch nur den Hauch einer Ritze des Hinweises auf das Vorhandensein von Öffnungen zu finden, die von den Auftraggebern gegebener Internierung genutzt worden hätten sein können, den Auftraggeber dieser Erklärung mangels Erklärung dort hinein befördert jedes Fünkchens sonstiger Anhänglichkeit der Hoffnung auf Freiheit an ihren Träger zu berauben, wenn keine Büchse bleibt, deren Grund sie bis zum Ende noch enthielte – unter Paarung des Paradoxons seiner Anwesenheit mit der Unwahrscheinlichkeit der Situation, die sich weigert, sich traum- oder auch nur alptraumhaft (aber oder wie auch immer) zu gerieren, ataraktisch, im Grunde.

Den Versuch, sich das selbst zu erklären, gibt man früher oder später auf, sowie den Raum als Möglichkeit, wenn er Gewissheit wird, und seine Unausweichlichkeit, was solls: große Worte. Keine Möglichkeit, dahinter zu blicken; wieso auch, fragt man irgendwann, aber auch bloß eine der Wände, weil die andern die Kooperation verweigerten, oder sich selbst – wie auch immer.

Unausweichlich, an ihnen, zwei Mal zweieinhalb plus zwei Mal sechs ganze Metern, etwa, oder in etwa, entlang zu gehen, von Zeit zu Zeit zu resignieren, sich hinzusetzen, im Schneidersitz, oder zu -legen, der Länge nach auf den Boden, von Zeit zu Zeit (relativ), an den Wänden zu kratzen – aber die reagier’n nicht, natürlich – oder mit dem Schlüssel aus der Ecke links hinten (aber welche das genau war, weiß man ja auch nicht mehr, inzwischen), – bloß spiel’n die da, natürlich, auch nicht mit – etwas in ihre Oberflächen zu ritzen zu versuchen; Aufgabe der Resignation. Man könnte besser tot sein, mit allem was bleibt als Verstand in dieser monistischen, kleinen Hölle, verrückt (ein wenig beunruhigend) geworden, katatonisch. Ein Gebäude annehmen, das den Raum in sich trägt, einen Körper, den Raum als Resultat seiner Schädigung, Repräsentation eines Körpers im Raum seiner Schädigung; daran hinabblicken und Anzeichen suchen. Die Kleider ab-, über die Stufen der Leiter legen und … Was wäre das?

Einen Spiegel herbeidenken, an die Wand, an eine der Wände, Hammer und Nägel, auf die Wand einschlagen;  körperhoch, vom Haupt bis zu den Sohlen, davor treten. Sich selbst abbilden, einen weiteren Spiegel an der Wand gegenüber, den Reflexionen folgen, ins Unendliche, oder soweit das Auge reicht – Ouverture zu weiterem. Keine Spuren. Hineingreifen, in die sich kräuselnde Oberfläche und eine Hand berühren, die nicht die deine ist, aber nahe rankommt. Wenn man so will. Transposition von Wärme, wenigstens: zwischenmenschlicher, wenn man so will – ein für alle Mal … wenn man so will. Was immer das bedeutet?

Wenn da kein Spiegel ist, und keine adäquate Selbst(ent)täuschung auch nur der Simulation eines Ausblicks; Imaginationen an der Unverwüstlichkeit des Mauerwerks bloß abprall’n – und Träumen nicht mehr möglich ist. Man hat das versucht: sich hinzulegen, schlafen zu legen; und die Augen wollten sich nicht schließen, der Absicht nicht nachkommen, den alltäglichen Spielräumen der Bewegungen etwas hinzuzufügen, das den Spielraum der Monotonien dynamisierte – Intensität, die sich nicht durchtrennen ließe, wiedergutmachte, seinen Codes den Atem raubt; in weitläufigere Bewegungen hineinzöge, in den Geschmack freien Atems, Körper ohne Ende, Konjugation der Umarmungen. Die Erinnerung daran tritt, für den Moment oder schon immer, in den Hintergrund ihrer Erreichbarkeit gerückt im Kreis, räumt dir keinen Platz ein – affektiv, als wär’s möglich, die Infiltration dieser innersten Zelle, seiner fahlen Version des Lebens selbst zu verhindern, ihre Multiplikatoren und Missverständnisse, Abstiegen in die Niederungen klandestiner Räume unter der Haut verrottenden Fleischs, sich ausbreitenden Leichengifts alles dessen, was ungesagt bleiben wird.

Ahnung von der Leichtigkeit ihres Vorfelds, natürlich nicht so produktiv, wenn man’s genau nimmt; nichts Besonderes, das sich außerhalb der Perspektive ereignete, die man einnahm, bevor man hier landete – nichts vom elysischen Feld zwischen gepflasterten Wegen, am Rasen; natürlich kein Problem, wenn man’s genau nimmt und die Wände hier aufböge, wie den Deckel zur Thunfischdose (der ganze Mist hier sich als, wenngleich, trickreicher Binnencontainer enttarnte (damit hätte man rechnen können) und grade in dem Moment, als der Depp von Spediteur die Türen öffnete); keine Sache, bloß Kaffee im Innenhof – bloßes Wispern des Moments der Erinnerung des Moments in die Oberflächen der Schraubenlinien seiner Filamente des Skeletts dieser Zelle geprägten Reste; endogen retroviral, im Grunde.

Alles ist da, und doch muss es wiedergefunden werden; jede Regung ein Ort, jedes aus der Bahn der Gänge ausgreifende Detail für die Annahme, dass da mehr war, als die Monotonie des Falls, der sich fortsetzt, mehr sein wird, als die endlose Repetition seiner Farblosigkeit. Nichts da, was nicht schon gewesen wäre; der idyllische Raum ein Außen, oder so weit drinnen – man erreicht ihn von beiden Seiten nicht. Akzeptiert … jetzt hockt man da! Wartet, dass etwas passiert.