Die Eltern von Samir, der Ich-Erzähler der Geschichte, sind vor dem Bürgerkrieg im Libanon nach Deutschland geflohen. Samir wächst in Deutschland auf. Aber das ist nur das, was man sehen kann. Der Junge wird mit den Geschichten seines Vaters über den Libanon groß. Er liebt seinen Vater, er bewundert ihn. Und so wird der Libanon zu seiner inneren Heimat. Als Samir acht Jahre alt ist, verschwindet der Vater spurlos. Wenig später stirbt die Mutter. Es dauert 20 Jahre, bis Samir erkennen muss, dass er nur dann erwachsen werden kann, wenn er sich den Libanon selbst erschließt, wenn er eine Erklärung für das geheimnisvolle Verschwinden des Vaters findet. Und er begibt sich auf eine Reise, die mit immer neuen Wendungen überrascht.

Pierre Jarawan, geboren 1985, kam im Alter von drei Jahren nach Deutschland. Sein Vater ist Libanese, seine Mutter Deutsche. Auch seine Eltern sind vor dem Bürgerkrieg im Libanon geflohen, auch sein Vater erzählte phantasievolle Geschichten und kehrte später zurück in seine Heimat. Doch der Roman will keine Biografie sein. Er zieht den Leser hinein in die Suche des Ich-Erzählers nach den Wurzeln, er macht den Libanon erlebbar mit allen Sinnen, und er liefert ganz nebenbei einen Einblick in die politischen Dimensionen der Konflikte im Nahen Osten. Die Geschichte ist ergreifend, die Sprache schlicht und schön.

Jarawan lebt in München, hat sich als Slam-Poet einen Namen gemacht und leitet Kurse für kreatives Schreiben, zuletzt an deutschen Schulen in Dubai und Abu Dhabi. Für den Roman „Am Ende bleiben die Zedern“ hat er 2015 das Literaturstipendium der Stadt München erhalten.
Ursula Sautmann

Pierre Jarawan
Am Ende bleiben die Zedern
Roman, 448 Seiten
Berlin Verlag, 2016
22 Euro.