Von Christoph Michels

dieses halbdunkel & niemand: leerraum – – & diese stunde in der nie irgendwas – – als es laut aus den boxen: „WOULDN’T IT BE GOOD TO BE ON YOUR SIDE“ & das lachen der barkeeper: irgendwo: in ihren schwarzen schürzen & dass alles irgendwie: weit – – – : das gewusel vor einem der türkenmärkte: VERDI: irgendwelche proleten: BMWs mit getönten scheiben – – ist es wie jedes bahnhofsviertel – – ist es: weit weg & langsam & nur dieses – – & „I GOT IT BAD – YOU DON’T KNOW HOW BAD I GOT IT“ : ist blau: zu rot – dann gelb: über das gewühl: über den asphalt: in die straße: in die späte sonne: in alles – – bis es zu ende – – & alles ist dann: laut: wieder verdichtet: ist es: autohupen: rollkoffer: eine frau in ihr handy brüllend, das in ihrem kopftuch steckt: eine zerspringende glasflasche: gedudel aus handylautsprechern – – reißt’s die augen in die fassade gegenüber: HOTEL PENSION ALPINA: schäbiges grün & offene fenster: vor grauen zimmern – andere: mit roten gardinen verhängt – eine eingezogene markise: vor sich hin gammelnd – ist es tot & auch die offenen fenster machen es nicht besser – – – im erdgeschoos: neonröhren – – wahrscheinlich die rezeption: die kahlen wände: irgendein hässliches bild: sonst nichts – – als einer ans fenster: – – : sich mit angezogenen beinen auf die fensterbank – seine hohe stirn: die grauen haare: wahrscheinlich der besitzer: zündet er sich eine kippe an: langsam: den rauch in die straße: über die vorbeigehenden: frauen mit kopftüchern: gemüsetüten schleppend – schreiende kinder – – asiatische touristen mit ihren kameras – ein junggesellenabschied: ihre dämlichen shirts: der eine im dirndl: gröhlend: bierdosen aneinanderhauend – – & der hotelbesitzer: immer noch: rauchend: ohne bewegung: überm gewusel – als ein kleiner junge: zu ihm auf die fensterbank: lachend mit einer plastikpistole: seifenblasen: in die sonne: in die fassade & wie sie langsam – – vorbei an einer taube: auf der markise – – vorbei an einem der offenen fenster: steht eine frau: ihre schwarzen haare: hochgesteckt: das durchsichtige shirt: ihr schwarzer bh: guckt sie in die straße: ohne die seifenblasen – ohne mich – – – als einer der barkeeper: „der negroni“ das glas auf den tisch – & „cheers“ – – & leises gedudel & die frau ist verschwunden & der raucher – & der junge: weg.

tausend hintergrundgeräusche. werden immer lauter.

zwei alte: blonde: aufgetakelt: zwischen den kopftuchträgerinnen & wie sie nicht hier her – – dann: an den tisch nebenan: ihre geschminkten faltengesichter: parfumwolken: weiße blazer & perlenketten & die eine mit so einer schwarz gerahmten brille & wie sie – – dieses idiotische umhergeschaue & gelache & „wie gut du heute wieder – “ & „haha“ – als der barkeeper – & sie „wir starten mit prosecco“ & ihr gefasel & ich versuche nicht – – als eine bettelnde: vorgebeugt: ihre verfilzten haare – die offene hand in die vorbeigehenden: in die blonden: – : geben sie nichts: unbeirrt weiter faselnd – & ihre augen auf mich – & ich – – & ein älterer türke: braunes taxifahrer-jacket: bleibt stehen: in den hosentaschen wühlend: gibt er ihr ein paar münzen – – & ihr kaputtes lächeln – & warum ich – – muss ich die augen: in die grüne fassade – – als der barkeeper den prosecco – – & wie sie „cheers, meine liebe“ & die eine an ihrer brille rumfummelnd: „du, was mir gerade – – hast du das von dem typen gehört, der sich auf dem marienplatz angezündet hat? – – auf seinem auto stand ‚anis amri war nur die spitze des eisbergs‘ – war natürlich nicht in den nachrichten“ : „war ja klar – und ganz unrecht hat er damit nicht“ : „ja, bin gespannt, wann es hier mal richtig knallt – lange geht das nicht mehr gut“ & nicken & wie sie dann: besorgte blicke: kopfschütteln: nachdenkliches rumgetue & blabla & ihre augen ins hotel: – – : wieder die frau: nur noch in bh: ihr schwarzer bh: „bestimmt’n puff“ : dämliches gelache & dass sie wahrscheinlich recht – – & der negroni: die geschmolzenen eiswürfel & die blicke der vorbeigehenden: die mir erst jetzt – – & dass sie nie – – & was ich hier – – nicht hierher zu gehören – – muss ich weg – – zehn euro auf den tisch legend – – – – die hotelfassade ist jetzt noch toter – – & die straße: der asphalt: die häuser: sind hoch & flach & fenster – – & dann blass & ob in den hinterhöfen – – & dass es bullshit & unruhe: nervöses: ist es – – muss ich – – mich umdrehend: – wie sie da: am ende: über der straße: der graue turm: diese steinmauern: steht sie da: über dem gewusel: über allem – – & ausgerechnet hier – – & dass es – – als die glocken: – – : sieben uhr & das müssen & schnelle beine: werden rennen: ohne zu wissen & was – – als ich – – an einer parkuhr: – – & „bruder: alles klar?“: seine hand auf meiner schulter: gegelter undercut: steht er: kopfhörer über seinen ohren baumelnd: seine augen – – & diese freundlichkeit – – & „pass auf dich auf“ – & ich will noch etwas – – als er schon zu weit weg – –

und es ist ruhig dann.
und ich bin ruhig.

und wann es hier nacht wird – –