Die Bayerische Akademie der Schönen Künste in den Jahren 1948 bis 1968

Im „Bericht für eine Akademie“ von Franz Kafka kann der Affe Rotpeter der Aufforderung nicht nachkommen, sich an sein Affen-Vorleben zu erinnern, immerhin würden ihn fünf Jahre davon trennen. Ob die Historikerin Edith Raim auch diese Analogie im Kopf hatte, als sie ihrer Untersuchung über die Bayerische Akademie der Schönen Künste (BAdSK) in den Jahren 1948 bis 1968 den Titel „Ein Bericht über eine Akademie“ gab, sei einfach mal unterstellt. Denn das Buch, das nun zum 70jährigen Jubiläum der BAdSK vorliegt, bietet eine schonungslose Darstellung ihrer Frühgeschichte und der Verstrickung ihrer Mitglieder in den Nationalsozialismus. Und die hatten ihr Nazi-Vorleben bereits nach kürzester Zeit „vergessen“. Jedenfalls entspricht das Bild, das Raim nach Sichtung aller Unterlagen über die ersten 20 Jahre der Institution enthüllt, keineswegs dem hehren Anspruch, den ihr der Freistaat Bayern in der Gründungsurkunde zuordnete. Anfangs gab es nur drei Sektionen, Bildende Kunst, Schrifttum und Musik, die Mitglieder waren mit einer Ausnahme nur Männer, die meisten über 70, keiner jünger als 50. Niederschmetternd die Beschreibung einer Mitgliedersitzung 1965 von Wolfgang Koeppen: „…der Eindruck ist der einer Versammlung alter und verbitterter Männer. In den Gesichtern Bosheit, Enttäuschung, Neid, Schuld, Eitelkeit, Todesfurcht, Scheitern, zu dem sie sich nicht bekennen.“ Darin offenbart sich eigentlich alles, was Edith Raim aus den Protokollen, Briefen, Zeitungsartikeln und anderen Materialien akribisch herausgelesen und sachlich zu Papier gebracht hat. Der Dauerbrenner Überalterung, die Gekränktheiten, das Konkurrenzdenken gegenüber anderen Akademien, das Scheitern vieler Empfehlungen und Stellungnahmen der BAdSK seitens des Ministeriums, das schäbige Verhalten gegenüber den Emigranten, die mangelnde Scham über die eigene Vergangenheit. Es ist eine Lektüre, die die Leistungen der Akademiemitglieder nicht schmälert, aber mit ihren Schattenseiten auch nicht hinterm Berge hält. Und das ist gut so.

Katrina Behrend Lesch

Edith Raim: Ein Bericht über eine Akademie. Für 8 Euro Schutzgebühr in der Akademie erhältlich.