Ganze Heerscharen von Zeichnern haben schon an den Geschichten aus Entenhausen gearbeitet, auch Deutsche. Aber es gibt nur einen Zeichner in Deutschland, der es bisher geschafft hat, in Walt Disneys Ruhmeshalle, die „Hall of Fame“, aufgenommen worden zu sein und der als einziger Deutscher die Geschichten rund um Donald Duck zeichnen darf: Jan Gulbransson.

Bei diesem Namen denkt man automatisch an den legendären Simplizissimus-Zeichner Olav Gulbransson. Tatsächlich ist der heute 64-jährige der Enkel des großen Karikaturisten. Als der Haidhauser in den 70er Jahren begonnen hat zu zeichnen, war der Schatten des berühmten Großvaters eine Bürde, aber „nachdem er beileibe nicht mehr so bekannt ist wie früher, ist es eigentlich keine mehr“, sagt der Zeichner heute.

Seit 1980 zeichnet er für die europäischen Lizenznehmer des Disney-Imperiums. Dabei war er nie in Amerika, denn seit Jahrzehnten werden die Geschichten aus Entenhausen fast ausschließlich in Europa produziert. Da Jan Gulbransson als einziger deutscher Zeichner Geschichten um den berühmtesten Erpel erfinden darf, hat er nun pünktlich zum 80. Geburtstag Donald Ducks einen neuen Band gezeichnet, bei dem die Ducks wieder in Deutschland unterwegs sind: „Die Ducks in den Alpen“ heißt das neue Werk.

Bereits 2012 kam der erste Band mit dem Titel „Die Ducks in Deutschland“ auf den Markt. Dabei schickte Gulbransson die Ducks auf die Suche nach dem Schatz der Gräfin Tusnelda von Tarn und Tuxis kreuz und quer durch das Land – auch auf das Münchner Oktoberfest. Nun müssen die Enten über die Alpen. Es gilt den letzten überlebenden Nachfahren von Hannibals Lieblingselefanten zu finden und sicher an einen geheimen Ort zu geleiten. Dabei wird Donald natürlich – wie in jeder guten Geschichte aus Entenhausen – von seinen Neffen und Onkel Dagobert begleitet, dessen Freiheit und Vermögen mal wieder auf dem Spiel stehen. Und es drohen die gleichen Widersacher: der finstere Klaas Klever und sein schmieriger Anwalt Dr. Geyer.

Auf 46 Seiten hat der Zeichner und Autor Gulbransson seine Geschichte mit Charme und Detailwitz ausgebreitet.

Auf die Frage, warum sich so viele Erwachsene, gerade auch viele Autoren und Feuilletonisten öffentlich als Donaldisten outen, sagt Jan Gulbransson: „Donaldisten sind offenbar gut darin, Institutionen zu unterwandern, denn Donald ist die komplexeste Comic-Figur überhaupt mit den meisten Grauschattierungen. Carl Barks hat mit Donald Duck in den 40er und 50er Jahren einen Standard gesetzt, der unglaublich ist. Er hat Geschichten hervorgebracht, die mich als Erwachsenen nicht langweilen, sondern auch faszinieren und für Kinder aber trotzdem funktionieren.“
Michael Berwanger

Jan Gulbransson
Die Ducks in den Alpen
Comic, Ehapa-Verlag,
Berlin 2014, 66 Seiten
Gebundene Ausgabe: 12 Euro
Softcover: 6,99 Euro