Die Operette spaltet bekanntlich die besten Familien. Der Onkel, ansonsten ein fabelhaft-ernsthafter Mensch, aber musikalisch ausschließlich auf Operette fixiert, von dem weiß man einfach, wes Geistes Kind, um hier mal den schweren Degen des Genetivs zu ziehen. Aber, aber, man darf ihre Hauptdarsteller nicht unterschätzen! Der verstorbene Oberst Muammar al-Gaddafi, Tyrann mit Sonnenbrille und blinkenden Orden, blutbesudelt und im Nebenberuf libyscher Lyriker (wir nähern uns buchstäblich unserem Hauptthema) schien bei manchen Foto-Auftritten so operettenaffin, als wollte er sogleich „Martha, Martha“ machen, und er hütete inmitten seines Landes jenes Y, um das es seit einigen Monaten (eigentlich) jenen beiden Buffogestalten geht, die durch unser TV-Wohnzimmer tänzeln, Yanis V und Alexis T.

Denn nicht um griechische Milliarden geht es. Die sind längst verloren, und Volkswirte warnen sogar vor den Folgen
erzwungener Rückzahlung – es geht um Y, den Exoten, der sich als 25ster von 26 Buchstaben entschädigungslos vom griechischen ins deutsche Alphabet eingeschlichen hat und den Anker bildet so wichtiger Begriffe wie „Lyrik“, „Mythos“ und – ja, warum es verschweigen – „Bayern“. Als Yanis Varoufakis, griechischer Finanzminister, den Deutschen angeblich den Mittelfinger zeigte, war das natürlich ein verunglücktes Y, nichts anderes, und es war als Drohung gemeint: Wir holen unseren griechischen Buchstaben zurück! Eine Katastrophe:  Müthen, Lürik, ja auch Baiern, das seit 1825 durch königlich-philhellenisches Edikt eine griechische Wurzel bekam, wären ohne den Ur-Griechen nicht mehr denkbar. Man müsste dann schon ganz auf diese Begriffe verzichten. Und erst das Y-Chromosom! Als Geschlechtschromosom bewirkt es die „Ausbildung des männlichen Phänotyps“ – na schön, für manche Leserin wäre dieser Verlust noch am leichtesten zu verschmerzen, versteht sich. Eventuell verzichtbar auch die „Generation Y“, wie die Teenager-Generation zwischen 1990 und 2010 genannt wird, denn sie gilt als anspruchsvoll und sorglos in Geldfragen – aber in den Verhandlungen um TTIP würde Y von kulturlosen Ökonomen glatt wegrasiert. Und das, genau das kann der Buffo Yanis nicht wollen! Das Y den urkapitalistischen Amerikanern opfern!

Und so wird am Ende des Tages, da alles Operette, und Operette immer die Ausdehnung und Zuspitzung des Möglichen betreibt, ein Duett stehen und Yanis V. schließlich um die Hand von Angela Myrkel anhalten und sie wird „ya“ sagen und alles bleibt wunderbar Y.
WH.