Das soll es sein: Der Vater im Fond der Familienkutsche mit einem oder zwei Kindern, die Mutter am Steuer, so rollen jetzt die Heimkehrer über den Brenner, die Karawanken oder vom Bodensee wieder in München ein. Der hochgebildete Vater liest leichte Lyrik vor, Kästner, Eugen Roth oder ein Pixi-Buch, die Mutter, souverän, bleibt auch im Stau ganz ruhig, fährt niemals zu dicht auf, liefert sich keine Wettrennen mit anderen Verkehrsrowdys! Ja, überall schwappt der Frauenanteil über die Ufer, man schaue nur in die Justiz, in die Kliniken, von den Schulen ganz zu schweigen. Wir kommen auf sie zurück. Auch am Steuer hat der Mann nichts mehr zu suchen. „Writers don’t drive“ – und „Writer“ sind auch Denker. In einer Beziehung ist immer nur einer der Denker, und dies beanspruchen nach wie vor die Männer für sich – klar, dass sie dann nach hinten gehören.

Im Urlaubsgepäck werden – ungelesen – dicke Romane mit zurückgeführt, der preisgekrönte Schmöker von Frank Witzels „Rote Armee Fraktion“ etwa oder Julie Zehs „Unterleuten“, auf den V. Weidermann im „Spiegel“ eine Hymne gesungen hatte. Oder „Biografie“ von Maxim Biller – kaum beachtet. Und Von Stuckrad-Barres mondäne Rekonvaleszenz? Man hat in diese dicken Werke am Strand, Pool oder auf der Almwiese kurz mal hineingeblättert und dann doch lieber zum Krimi gegriffen oder zu anderer amüsanter Kost.

Apropos Schule. Ja, jetzt kommt wieder Schule. Unvermeidlich. Eben erst war sie hinter uns, jetzt schon wieder da: Anfang September, einfach nicht auszurotten. Schon -Vergessen- Hohlmeier/Stoiber hatten mit dem 9. Gymnasiumsjahr immerhin mal zu streichen begonnen. Ein Jahr, toll, weg damit! Aber: Viel zu zaghaft! Dabei haben uns doch ganz Große vorgemacht, dass es mit viel weniger Schule auch geht: T. Mann, H. Hesse,
Törless, der junge – Moment, da sind wir kurz ausgerutscht. Das war doch Musil, der hat brav die Matura gemacht- und prompt zur Strafe den Nobelpreis nicht bekommen. Jetzt kommt das „G 9“ wieder, garantiert! Die Schulen dürfen selbst entscheiden. Was dabei rauskommt, ist klar. Das wäre so, als dürfte der Arzt selbst entscheiden, was er abrechnet! (Ach, das sei so, behaupten Sie, tatsächlich?)

Irgendwann, so nach drei Stunden Mutter, droht die Ablöse. Er drückt nach vorne. Ein Instinkt, da kann er nicht für! Und doch ein sehr kritisches Manöver bei 130 km/h, das (auch im Stehen) nur sehr reifen Paaren zu empfehlen ist, welche die kassenärztlich bezahlten 180 Psychotherapiestunden absolviert haben. Möglich, dass das zum goldenen Beziehungsbesteck gehört. Auch Beziehungsratgeber gehören zum absolut notwendigen Urlaubsrepertoire, von Jürg Willy bis Lukas A. Moeller und Liebesromane – nicht etwa „Portnoys Beschwerden“! Nicht jugendfrei. Deshalb hier: nichts davon. Es bleibt ohnehin riskant am Steuer!
W. H.