Die Utting und Mick Jagger? Wer, bitte, ist Utting – soll das eine Tochter von Martin Walser sein? Uschi Obermeier oder H. M. Enzensberger, dessen Jüngste, Theresa, eben einen Roman vorgelegt hat? Ganz einfach: Wenn du vom Arbeitsamt kommst, Richtung Schlachthof fährst, der blutigsten Gegend Münchens, siehst Du sie oben liegen, die Münchner Verrücktheit, die eigentlich von Fitzcarraldo Werner Herzog stammen müsste, den es aber bekanntlich nach L. A. abgetrieben hat: Ein alter
Ammerseedampfer, der auf der Brücke vor Anker gegangen ist, unter der du durchfährst und danach backbord, Richtung Flaucher, kein Witz! Und mit diesem alten Schlachtschiff haben wir noch Großes vor.

Genau wie Mick und Keith, die vor einigen Wochen hier durchs Olympiastadion gewirbelt sind und nach diesem Konzert absolut zum Literatur-Nobelpreis anstehen, nachdem Bob Dylan 2016 das Eis für Lyrics gebrochen hat. Die entscheidende Frage ist, ob die britischen Boys als bayerische Autoren gelistet werden. Immerhin haben sie hier nach eigener Aussage (neunmaliger Auftritt! Allein in München!) ihren Haupt-Wirkungskreis. Das Schwedische Komitee hat allerdings unklugerweise vor kurzem eine Liste herausgegeben, wonach die Nationen-Zuordnung nach dem Geburtsort erfolgen soll – was ganz Österreich wegen seiner Alt-Habsburgischen Lande auf der Stelle völlig „narrisch“ werden ließ. Die Bayern dagegen wiedermal leer ausgehen lässt, wenn nicht noch, mal sehen.

Es ist Oktober, und deshalb müssen wir ganz grundsätzlich über den Nobelpreis spekulieren, der kurz nach dem berühmtem Deutschen Buchpreis am 10. Oktober verkündet wird. Und ganz klar, würden wir auf Jagger und Richards als heiße Kandidaten setzen, wenn sie nicht noch so verdammt jung wären! Auch hat Richards eine prächtige Autobiographie vorgelegt, in der er u. a. gesteht, dass das berühmte – sagen wir mal – Gedicht „Angie“ keineswegs nun ja wem wohl gewidmet ist, sondern seinem eigenen Heroin-Entzug.

Aber die arroganten Schweden haben auch schon Karl Valentin und Oskar M. Graf brüskiert, und weder Thomas Mann noch Paul Heyse können reinen Gewissens als echt bayerische Autoren gelten. Und da der bedauernswerte Hans Carossa fünf mal nominiert aber nie gewählt worden ist, wird es höchste Zeit. Hier muss jetzt das Wort „Ministerpräsident“ fallen und „Chefsache“. Wenn das nicht meistens ins Desaster führen würde.

Wir hätten ja mindestens Friedrich Ani (jetzt auch mit Lyrik!) zu bieten und Rita Falk (jetzt auch als Film) sowie Gerhard Polt (jetzt auch im Internet!). Die zwingende Agenda: Den diplomatische Druck auf Schweden sofort massiv erhöhen, und, jaja, so schließt sich der Kreis, wir haben’s von Anfang an geahnt: Die Utting, warum nicht, wieder flott machen und vor Stockholm kreuzen lassen, drohend, Chefsache!

W.H.