Mutter und Tochter im Schlagabtausch

Von Katrina Behrend Lesch

Sie ist aufgewachsen im Schwung der Achtzigerjahre, bestens ausgebildet, glaubte an eine gute Zukunft, aber jetzt ist sie wütend, weil alles nicht so gelaufen ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Es ist wie beim Wettlauf zwischen Hase und Igel. Überall sind ihre Mutter und deren Freundinnen schon da, haben für eine bessere Welt gekämpft, tun das immer noch, fragen nicht mehr, rufen nur: Das wissen wir schon. Wieder mal kommt sie, die Tochter, zu kurz, denn als sie pleite ist und ins mütterliche Haus zurückziehen will, findet sie das Terrain besetzt. Neben jeder Menge Mitbewohner, zeitgemäß aus den aktuellen Flüchtlingsgebieten, hat die Mutter einen Dschihadisten aufgenommen, dem die Abschiebung droht. Plötzlich ist der Einsatz der Tochter gefragt, aber kann sie das überhaupt in einer Zeit, da jeder radikale Gedanke sofort medial auf das Unanständigste ausgeschlachtet wird? Die Münchner Schriftstellerin Noemi Schneider hat eine Satire geschrieben, die alle gegenwärtigen Themen wie unter einem Brennglas zusammenbündelt. Dass sie vom Film kommt, merkt man ihr an. Kurz und knapp die Bilder, die Dialoge ein Schlagabtausch. Im furiosen Staccato treibt die junge Autorin in ihrem zweiten Roman die Handlung vor sich her, die, so aberwitzig und überspitzt sie auch manchmal klingt, der Realität kaum nachsteht.

Noemi Schneider
Das wissen wir schon
Roman, 192 Seiten
Hanser Berlin, 2017
18 Euro