Der Horncastle Verlag erarbeitet mit Kindern und Jugendlichen Bücher und Audio-CDs / Vom Kultusministerium ausgezeichnet

Acht Jahre Engagement, Herzblut und eisernes Festhalten an dem Motto KUNST MACHT MUT haben sich gelohnt. Der Horncastle Verlag wird vom Bayerischen Kultusministerium mit dem Preis für einen bayerischen Kleinverlag ausgezeichnet. Die Verlegerin Mona Horncastle erarbeitet in Bildungsprojekten zusammen mit Museen, Orchestern und Theatern, finanziellen Förderern und mit Kindern und Jugendlichen sehens- und hörenswerte Bücher über Kunst, Theater und Musik.
Jetzt veröffentlicht sie auch digitale Bücher, die sie kostenlos ins Netz stellt und zu denen jeder seinen kreativen Beitrag leisten kann.

Ein Foto zeigt Mona Horncastle, klein und zierlich, mit kessem Kurzhaarschnitt, bequem in einem Sessel liegend, die Beine auf der Armlehne, entspannt lächelnd. Soll man sich so die Arbeit einer Kleinverlegerin vorstellen? Die sich zum Ziel gesetzt hat, Kinder und Jugendliche mit Kunst nachhaltig in Berührung zu bringen. Ihnen mit Kunst Wissen zu vermitteln und damit Mut. Kein einfaches Unterfangen, denn einem gedruckten Horncastle-Buch, meistens ergänzt durch eine Audio-CD, geht oft eine mehrjährige Projektarbeit voraus. Es müssen Trägheiten überwunden, Überzeugungsarbeit geleistet werden. Mona Horncastle kann das, sie sagt von sich selbst, das sei ihre große Qualität. „Ich kann Menschen zusammenbringen und für meine Vorstellungen begeistern. Und ich halte, was ich verspreche, das lässt sich an den Ergebnissen sehen.“

Nun sind sie prämiert worden, die Ergebnisse, mit dem mit 7.500 Euro dotierten Preis für einen bayerischen Kleinverlag. Für seine „anspruchsvollen akustischen Museumsführer und Hörbücher zu den Themenbereichen Kunst, Theater und Musik“, wie es im Pressetext des Kultusministeriums heißt. Dass sie „nur“ für Kinder und Jugendliche gemacht sein sollen will einem beim Durchblättern des Titels Mondrian Weniger ist mehr nicht recht einleuchten. Von der klaren, verständlichen, beinahe leidenschaftlichen Hinführung zu Piet Mondrians Bildern und der Entwicklung seiner Kunst als Marke fühlen sich Erwachsene ebenso angesprochen. Den Text hat Mona Horncastle verfasst, bei der Realisierung geholfen haben ihr dabei Jugendliche. Sie haben sich auf die Bilder eingelassen und ihre ganz eigenen unkonventionellen Ideen dazu akustisch umgesetzt.

Das ist sozusagen Horncastles Marke. Die Zusammenarbeit mit Kindern und Jugendlichen, auf der ihre Bücher basieren, betreibt sie seit fünf Jahren. Sobald eine Idee steht, schreibt sie die Schulen an. Beim Mondrian-Projekt, das anlässlich der Ausstellung Mondrian und De Stijl im Lenbachhaus entstand, war es die Willy-Brandt-Gesamtschule. Für das Renaissance-in-Augsburg-Projekt haben sich Jugendliche einer dortigen Mittelschule auf Spurensuche begeben, für das Paula-Modersohn-Becker-Buch waren natürlich Kinder aus der gleichnamigen Schule in Bremen beteiligt. So gewinnt sie größtmögliche Nähe sowohl zum Objekt als auch zu den späteren Nutzern.

In einem Workshop setzen sich die Schülerinnen und Schüler, fachlich angeleitet, aber nicht dominiert, mit dem Thema auseinander. Sie gestalten Szenen, die ihnen beim Anschauen der Bilder einfallen, und nehmen sie im Aufnahmestudio selbst auf. Farben werden zu Tönen, Gemälde verwandeln sich in Klangbilder. Kinder erfassen das ganz intuitiv, und Mona Horncastle nutzt dieses Reservoir. „Ich beute die Kids nicht aus, das Ziel ist immer das Buch, für sie ein ganz großer Motivationsfaktor. Nebenbei wächst ihnen Wissen zu, und durch Wissen gewinnen sie Selbstvertrauen und Mut.“ Womit wir wieder bei dem Verlags-Motto wären. Die Schülerin Daniela, die anfangs höchst unlustig, dann mit wachsender Begeisterung an dem Augsburger Projekt teilgenommen hat, fasst das in dem Satz zusammen: „Der Spaß entsteht dann, wenn man weiß, mit was man es zu tun hat.“

In diesem Jahr veröffentlichte Mona Horncastle erstmals ein Buch auch digital. MyFair entstand auf der Frankfurter Buchmesse, an die 100 Jugendliche haben vor Ort gearbeitet. „Sie bekamen ihre Aufgabe, sind dann ausgeschwärmt und haben anschließend ihre Arbeit bei mir abgegeben, Reportagen, Interviews, kleine Filme, Fotos. Da wurde nichts geschnitten. Ich fand es nicht richtig, so viel nachzubearbeiten.“ Aus dem Projekt hat sich eine Kooperation auf europäischer Ebene ergeben, die Jugendlichen übersetzen ihre Texte selbst ins Englische.
MyFair ist frei zugänglich im Internet, fünf weitere Bücher unter dem Imprint MyBook sind in Vorbereitung. Die gelernte Fotografin und Kunsthistorikerin sieht damit nicht das Ende von gedruckten Büchern gekommen, sie klinkt sich mit diesem Angebot lediglich in die Lebenswelt der Kids ein. „So gern sie letztlich an einem Projekt mitarbeiten, so stolz sie darauf sind, das fertige Werk in Händen zu halten, sie finden es schade, dass sie es nicht auf Facebook posten oder auf ihre Websites stellen können.“

Ob sie sich mit kostenlosen Büchern im Netz als Verlegerin nicht selbst das Wasser abgrabe, beantwortet sie, einen Kollegen zitierend: „Die Dimension der Kommunikation hat sich vergrößert. Vorher waren nur die Institutionen, Museen, Theater, Orchester etc. dazu in der Lage, jetzt kann mit Hilfe der sozialen Medien jeder selbst Sender werden.“
Katrina Behrend Lesch