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Datum/Zeit
Datum - 23.03.2023
19:00 - 21:00
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Veranstaltungsort
Stiftung Lyrik Kabinett

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Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten – die große Anthologie neu herausgegeben
Ein Abend mit dem Herausgeber Dirk von Petersdorff, moderiert von Sandra Kegel (FAZ)

Die Gedichte liest Hanns Zischler 

In Kooperation mit dem Verlag C.H. Beck

Für Generationen von Leserinnen und Lesern war und ist dieser Brunnen die erste Begegnung mit Lyrik: 1500 deutsche Gedichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart, von Ludwig Reiners 1955 erstmals in einer thematisch gegliederten Anthologie zusammengeführt, nun von Dirk von Petersdorff zu zeitgemäßer Gestalt verjüngt. „Die Stimmen, Perspektiven und Überzeugungen sollten vielfältiger werden. Es sollten mehr Autorinnen vertreten sein. Mehr Lied- und Songtexte …. Und vor allem sollten die Gedichte uns in unseren gegenwärtigen Verhältnissen etwas sagen, also direkt und frisch zu uns sprechen – das können auch ältere Gedichte, die man wiederentdeckt.“ (Dirk von Petersdorff). Jugend und Alter, Liebe und Politik, Trost und Tod, Heimweh und Fernweh, Glaube und Zweifel und auch immer wieder etwas zum Lachen – in einem historischen Bogen von Walther von der Vogelweide bis Element of Crime. Der Herausgeber Dirk von Petersdorff und die LIteraturkritikerin Sandra Kegel geben Einblicke in das Farbspektrum der Sammlung – und der Schauspieler Hanns Zischler bringt die Gedichte stimmlich zum Funkeln. Dirk von Petersdorff, geboren 1966, ist Lyriker und Romancier und lehrt Germanistik an der Universität Jena. Zuletzt erschien von ihm die Novelle Gewittergäste (C.H. Beck 2022). Sandra Kegel, geboren 1970, ist Ressortleiterin des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Hanns Zischler, geboren 1947, ist Schauspieler, Dramaturg, Regisseur, Fotograf, Übersetzer, Verleger und Essayist.



Denkmal

Komm mal ans Fenster komm her zu mir
Siehst du da drüben gleich da hinterm Wellblechzaun
Da drüben auf dem Platz vor Aldi haben sie
Unser Abbild in Stein gehaun

[…]

Siehst du die Inschrift da unten bei den Schuhen
Da steht in goldener Schrift wir sollen in Ewigkeit ruhen
Hol den Vorschlaghammer
Sie haben uns ein Denkmal gebaut

[…]

Sie haben uns ein Denkmal gebaut
Und jeder Vollidiot weiß
Dass das die Liebe versaut
Ich werd die schlechtesten Sprayer
Dieser Stadt engagieren
Die sollen nachts noch die Trümmer
Mit Parolen beschmieren

Judith Holofernes (Wir sind Helden), in: Der ewige Brunnen. Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten. Gesammelt und herausgegeben von Dirk von Petersdorff, C.H.Beck 2023, S. 135.