Datum/Zeit
Datum - 19.04.2023
19:00 - 21:00
Termin im Kalender eintragen: iCal
Veranstaltungsort
Stiftung Lyrik Kabinett
Kategorien
Buchpremiere ihres ersten ins Deutsche übersetzten Gedichtbandes: „Ich bin am Leben“ (englisch / deutsch)
Mit ihr auf dem Podium ihr Nachdichter Hans Thill
Moderation: Nora Zapf
Gefördert von Neustart Literatur – Programm des Deutschen Literaturfonds im Rahmen von Neustart Kultur
Am Leben zu sein ist für Yirgalem Fisseha Mebrahtu, geboren 1981 in Adi-Keh/Eritrea, keineswegs selbstverständlich. Die Journalistin, Dichterin und Schriftstellerin war bis 2009 in Eritrea Programmdirektorin des Bildungssenders Radio Bana, wurde dann verhaftet und verbrachte sechs Jahre ohne Anklage und Gerichtsverfahren in einem Militärgefängnis, Verhören und körperlicher Folter ausgesetzt. 2018 gelang ihr die Flucht. Sie wurde zunächst Stipendiatin des Writers in Exile-Programms in Berlin. Ihr erster Lyrikband in deutscher Übesetzung (Das Wunderhorn 2023) versammelt Gedichte, die während und nach ihrer Haft entstanden, resonanzreiche Gedanken zu Menschenrechten und Gerechtigkeit, Zeugnisse einer tiefen Friedenssehnsucht. Hans Thill, geboren 1954, Lyriker und Übersetzer, ist seit 2010 Leiter des Künstlerhauses Edenkoben, seit 2003 der Übersetzerwerkstatt Poesie der Nachbarn – Dichter übersetzen Dichter. Zahlreiche Preise, zuletzt Basler Lyrikpreis 2021. Nora Zapf ist Lyrikerin und Übersetzerin aus dem Spanischen und Portugiesischen, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Hispanistik Innsbruck (Lateinamerikanistik) und Mitglied im Kuratorium der Stiftung Lyrik Kabinett.
Die Enge
Meine Zelle so groß wie ich.
Der Boden mein Bett.
Die Luft karg, spärlich die Wärme (als wäre sie Medizin).
Hier drinnen die Hölle, die Tür, das Maul der Bestie.
Ich bin am Ende mit den Nerven, ich kann nicht mehr.
Wenn der Teufel mich nehmen wollte und davontragen,
ich würde nicht fragen, wohin.
Yirgalem Fisseha Mebrahtu, herausgegeben von Idra Wussow, Ich bin am Leben. Aus dem Tigrinischen von Kokob Semere, Miras Walid, Mekonnen Mesghena; Nachdichtung von Hans Thill, Heidelberg 2023.