Lade Karte ...

Datum/Zeit
Datum - 01.06.2023
18:00 - 20:00
Termin im Kalender eintragen: iCal

Veranstaltungsort
Pixel im Gasteig

Kategorien


NEUER VERANDSTALTUNGSORT 

Wo findet diese Aufzeichnung von Hörbahn on Stage statt und wer ist der nächste Gast?

Wir ziehen ins PIXEL   (Am Gasteig)

Das ist eine Einrichtung in der Zwischennutzung des Gasteig Kulturzentrums in München.
Eintritt frei. Bitte melden Sie sich an. kontakt@literaturradiohoerbahn.com  Man kann aber auch spontan kommen. 

 

Wo findet diese Hörbahn on Stage statt und wer ist der nächste Gast?

Wir ziehen nach und nach ins PIXEL. Das ist eine Einrichtung in der Zwischennutzung des Gasteig Kulturzentrums in München.   

Die Trilogie:

Eintritt frei. Bitte melden Sie sich an. Man kann aber auch spontan kommen: kontakt@literaturradiohoerbahn.com 

“Die jüdischen Buddenbrooks von Ichenhausen” – Klaus Wolf spricht bei Hörbahn on Stage über die Trilogie und den Autor Rafael Seligmann

1957 kehren Ludwig und Hannah Seligmann mit dem 10-jährigen Rafael nach Deutschland zurück. Es fällt ihnen schwer, in der alten Heimat Fuß zu fassen. Rafi und sein Vater leiden zunehmend unter Vorurteilen. Die Familie übersiedelt schließlich nach München, wo sie sich allmählich einlebt. Trotz aller Hindernisse macht der verträumte Schulversager Rafael das Abitur, studiert Geschichte und hat – gegen den erbitterten Widerstand der Mutter – eine Beziehung mit Ingrid, einer “Schickse”. Ebenso einfühlsam wie unsentimental erzählt Rafael Seligmann im dritten Teil seiner Familiensaga von der schwierigen Suche nach der verlorenen Heimat des Vaters. Sein Roman ist zugleich ein Stück Zeitgeschichte aus einem Deutschland, in dem die Verantwortung für die Vergangenheit noch kaum im öffentlichen Bewusstsein verankert war.
“Wie die Geschichte des 20. Jahrhunderts Familiengeschichten bestimmt, das hat der Historiker und Schriftsteller Rafael Seligmann auf einzigartige Weise sichtbar gemacht.” Deutschlandfunk

Rafael Seligmann wächst zunächst in der Emigration in Israel auf. Bereits 1933 ist sein Vater, Ludwig Seligmann (1905-1975), geflohen, zusammen mit seinem Bruder Heinrich aus dem schwäbischen Ichenhausen in das damals britische Mandatsgebiet Palästina. Die Seligmanns waren angesehene Textilkaufleute. Ichenhausen wie andere kleinere Orte im ehemals Habsburgischen Vorderösterreich bildeten die Landschaft von „Medinat Schwaben“. Darunter ist ein stärker jüdisch besiedeltes Gebiet mitten in einer katholisch geprägten Landschaft zu verstehen, welches erst im Gefolge der napoleonischen Umwälzungen zum Königreich Bayern kam. Während in Altbayern etwa erst im 19. Jahrhundert wieder eine jüdische Besiedelung möglich war, war das Zusammenleben von Juden und Katholiken im Medinat Schwaben über Jahrhunderte lang erprobt und gut eingespielt.

Diese selbstverständliche Beheimatung von jüdischen Familien wie den Seligmanns vor 1933 spiegeln autobiographische Aufzeichnungen von Ludwig Seligmann, die wiederum Grundlage der Romantrilogie Rafael Seligmanns bilden. Dieser verbringt die ersten Kindheitsjahre in Israel, bevor er 1957, noch als Grundschüler, in das München der Adenauer-Zeit verpflanzt wird. Die durchgehend schwierige Schulzeit, Lehre, Abitur auf dem zweiten Bildungsweg, ein Studium der Politikwissenschaften und Geschichte sowie Promotion absolviert er in München.

In beruflicher Tätigkeit arbeitet Rafael Seligmann als Journalist, etwa bei Der Spiegel, Die Welt und FAZ. Als Romanautor ist er mit der Thematik jüdischer Existenz in der Bundesrepublik Deutschland erfolgreich. Die dortigen inhärenten autobiographischen Züge verdichten sich in der Trilogie Lauf Ludwig lauf!, Hannah und Ludwig sowie Rafi, Judenbub. Alle drei Romane der „Buddenbroocks von Ichenhausen“ haben als Leitmotiv die dortige klassizistische Synagoge des späten 18. Jahrhunderts, deren Sternenhimmel zum Sehnsuchts- und Hoffnungsmotiv wird. In wechselnden Erzählperspektiven gibt der Autor drei verschiedenen Generationen zwischen 1914 und 1974 eine Stimme.

In der Summe setzt Rafael Seligmann der vor 1933 selbstverständlichen jüdischen Beheimatung in Deutschland ein literarisches Denkmal.

Prof. Dr. Klaus Wolf lehrt an der Universität Augsburg Deutsche Literatur und Sprache des Mittelalters und der Frühen Neuzeit mit dem Schwerpunkt Bayerische Literaturgeschichte. Darüber hinaus ist er wissenschaftlicher Beirat der Buchreihe ‘Vergessenes Bayern’ im Volk Verlag.