Datum/Zeit
Datum - 20.10.2022
19:00 - 21:00
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Veranstaltungsort
Stiftung Lyrik Kabinett
Kategorien
„Musikalische Lyrik“:
Ein Konzept mit Kraftfeldern aus Goethe-Quellen
Ein Vortrag von Hermann Danuser
Goethe-Vertonungen mit Johannes Held (Bariton) und Ludwig Holtmeier (Klavier)
Im Rahmen der Tagung Zwischen Abstinenz und Aneignung. Systematische und historische Perspektiven auf die musikalische Rezeption von Goethes ‚West-östlichem Divan‘, 20.–22. Oktober 2022, in Kooperation mit dem Institut für Neuere Deutsche Philologie der LMU
Was an Dichtung ist eigentlich musikalisch? Obwohl die Gattung seit ihren antiken Anfängen eine Ausrichtung auf Musik, die Lyra, schon im Namen führt, wird um das Wie ihrer Musikalität und Musikbeziehung bis heute nachgedacht. Hermann Danuser – dessen Arbeiten „zu den bedeutendsten musikologischen Texten der letzten Jahrzehnte“ (Daniel Ender, NZZ) zählen – geht dieser Frage ausgehend von Goethe-Vertonungen nach: Warum ist er der meistvertonte Lyriker deutscher Sprache oder sogar der am meisten vertonte Lyriker überhaupt? Und warum hat speziell der West-östliche Divan eher wenige, dafür speziell hochkarätige Vertonungen gefunden? Hermann Danuser, 1946 in Frauenfeld (Schweiz) geboren, promoviert über musikalische Prosa und habilitiert zu Musik des 20. Jahrhunderts, hatte 1993-2014 die Professur für Historische Musikwissenschaft an der Humboldt-Universität inne. Johannes Held, geboren 1983, Lied- und Opernsänger (Bariton), veranstaltet seit 2012 das Kunstliedfestival „Der Zwerg“ (seit 2022 als „Liedfestival Sindelfingen“). Ludwig Holtmeier, 1964 in Konstanz geboren, studierte Klavier an der Hochschule für Musik Detmold und an den conservatoires supérieurs de musiques in Genf und Neuchâtel. 2010 promoviert über Musiktheorie des 18. Jahrhunderts, bis 2017 Mitherausgeber der Zeitschrift Musik & Ästhetik, seither Rektor an der Hochschule für Musik Freiburg.
Eintritt: € 8 / € 6; Mitglieder und Tagungsmitwirkende: freier Eintritt
Selige Sehnsucht
Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend’ge will ich preisen
Das nach Flammentod sich sehnet.
In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Ueberfällt dich fremde Fühlung
Wenn die Stille Kerze leuchtet.
Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsterniſs Beschattung,
Und dich reiſset neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.
Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt.
Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.
Goethe, Johann Wolfgang von: West-oestlicher Divan. Stuttgard: Cottaische Buchhandlung 1819, S. 30–31.