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Datum/Zeit
Datum - 31.01.2024
19:00 - 21:00
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Veranstaltungsort
Stiftung Lyrik Kabinett

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Adam Zagajewski als Poet der Zärtlichkeit und des Staunens
Zwiesprache von Anja Kampmann


„Die Gedichte Adam Zagajewskis eröffnen aus dem Alltäglichen heraus neue Räume, die unsere Ängste und Hoffnungen wie in einer anderen Dimension spiegeln. Immer kann da mehr sein: Es sind Möglichkeitsräume, Räume voller Sinnlichkeit, Mystik, Geschichte. Erfasst werden sie durch einen zärtlichen Blick auf das, was wir nicht sehen wollen oder können, im Vorbeigehen eröffnet, als hätte die Oberfläche der Welt mit einem Mal einen kleinen Riss, durch den Licht eindringt. Halten wir inne. Bleiben wir mit Adam Zagajewski noch einen Moment in diesem flüchtigen Glanz. Betrachten wir ‚die schmutzige Wäsche des schmelzenden Schnees‘. Wir halten inne. Etwas, was übersehen war, scheint auf.“ So Anja Kampmann über ihren Zwiesprachen-Autor. Kampmann, geboren 1983 in Hamburg, studierte an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig; sie lebt als freie Autorin und Übersetzerin in Berlin. Zu ihren Veröffentlichungen zählen die Lyrikbände Proben von Stein und Licht (Edition Lyrik Kabinett bei Hanser, 2016) und Der Hund ist immer hungrig (2021) sowie der Roman Wie hoch die Wasser steigen (2018). Für ihr Werk wurde sie vielfach ausgezeichnet, zuletzt mit dem Rainer-Malkowski-Preis und dem Günter Kunert Literaturpreis für Lyrik.


NACHT, MEER

In der Nacht ist das Meer dunkel, matt
und spricht heiser flüsternd
Auf diese Art erfahren wir
sein beschämendes Geheimnis: sein Glanz
ist eine Spiegelung
In der Nacht ist es arm wie wir alle,
schwarz, verwaist;
wartet geduldig auf die Rückkehr der Sonne

Adam Zagajewski, Asymmetrie. Aus dem Polnischen von Renate Schmidgall, Hanser 2017, S. 39.