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Datum/Zeit
Datum - 18.11.2025
19:00 - 21:00
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Veranstaltungsort
Stiftung Lyrik Kabinett

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Ein Abend der Reihe Zwiesprachen

Eintritt: € 9 / € 6; Mitglieder unseres Freundeskreises: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl 

In den Gedichten von John Burnside (1955–2024) bewegt man sich zwischen „Seegras und Gebälk“, zwischen „Schwerkraft und Licht“, immer nahe bei den Dingen, den Tieren und den Geistern, denn da ist „ein Leben jenseits jenes Lebens, / das wir führen“. Jemand steht wie ein anderer im eigenen Hof und harkt Blätter oder sitzt „im Zug nach Norden“, während der Körper sich verbindet „mit den Aromen / der Kindheit: / Anis / und Minze“. Vergangenes und Gegenwärtiges durchdringen einander auf dieser „Regenfährte von vor vierzig Jahren“, und hinter allem Sichtbaren lässt sich nur erahnen, was mit den Sinnen nicht fassbar wird. So findet man sich bei John Burnside wieder in einem „Raum, der reiner wäre / wo einer aufwacht und im Dunkeln flüstert / bis nichts / oder der Gedanke an nichts / Antwort gibt“.

So die Lyrikerin Nadja Küchenmeister über den schottischen Dichter, mit dem sie Zwiesprache halten wird. Küchenmeister schreibt Features für den Rundfunk und lehrt Literarisches Schreiben. Bei Schöffling & Co. erschien zuletzt ihr Gedichtband Der Große Wagen (2025). Für ihre Arbeit wurde sie vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Mondseer Lyrikpreis, dem Basler Lyrikpreis und dem Bettina-Brentano-Preis.

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… ein verendetes Wesen unter freiem Himmel hat etwas,
das uns hineinzieht, eine Art von Schwerkraft, intim
und unausweichlich zugleich, jedenfalls kehrte ich mehrmals
dorthin zurück, setze mich taumelnd seinem Sog aus,
Fleisch seines Fleisches, wie mir schien, doch unfähig
ihn zum Leben zu erwecken
– aber genau das wollte ich: wie ein Kind
wollte ich ihn wieder gesund machen, das Licht in seinem Gesicht
wiederherstellen, die Aufmerksamkeit, die changierenden Farben.

John Burnside, Anweisungen für eine Himmelsbestattung. Aus dem Englischen von Iain Galbraith, Hanser 2016.