[LiSe 07-08/24] Kolumne: BB-Day (1)

Es gibt ja für fast alles einen Tag. Neu in diesem Jahr war der „Tag der deutschen Erdbeere“. Fand unter echt viel deutscher Aufmerksamkeit am 24. Mai statt. Wann der „Tag der Liechtensteiner Erdbeere“ ist, weiß ich grad nicht so genau und vielleicht wachsen in Liechtenstein ja auch gar keine Erdbeeren. Sollte man es schaffen, ein Schälchen deutscher Erdbeeren samt Sahnehäubchen in den nächsten Tag zu retten, kann man mit ihm auf dem Beistelltisch neben dem deutschen Liegestuhl den „Tag der Tolkien-Lektüre“ genießen, bevor drei Tage später der „Tag des Unkrauts“ am Horizont aufzieht. (mehr …)

[LiSe 06/24] Kolumne: Mehrgeschlechtlich

In Bayerns Ämtern ist seit 1. April 2024 die mehrgeschlechtliche Schreibweise verboten. Nur: Wie kann etwas verboten werden, das in der Ausübung niemandes Recht einschränkt? Weil der Rat für deutsche Rechtschreibung meint, dass diese Schreibweise die Verständlichkeit von Texten beeinträchtigen kann? Mehrgeschlechtliche Schreibweisen durch Wortbinnenzeichen wie u.a. Gendersternchen, Doppelpunkt oder Gender-Gap sind nun ausdrücklich unzulässig, so auch das Binnen-I in Hauptwörtern, wie Ministerpräsident“In“. Aber in Bayern braucht man das ohnehin nicht. (mehr …)

[LiSe 05/24] Kolumne: Nah dran

Audio-Podcasts sind etwas Großartiges. Man hört sie. Sonst nichts. Beim Gehen, beim Stehen, beim Sitzen, beim Liegen. Ohren sind ja so was von bottomless, lassen sich mit Inhalt auf Inhalt auf Inhalt füllen. Okay. Hat am Ende etwas sehr Textlastiges. Mitswingen, Mitwippen, Mitschaukeln, Mitsingen … is nicht. Stattdessen heißt es, konzentrieren, heißt es (wer’s wirklich ernst damit meint), ja kein Wort verpassen. Hm. Nicht gerade easy bei all den Dauerbaustellen in der Stadt, der klappernden Müllabfuhr an jeder Ecke, bei all den Verirrten und Verwirrten, die einen ständig nach dem Weg fragen. Da heißt es, cool bleiben, nicht in die Luft gehen, und zur Not lässt sich ja repeaten. (mehr …)

[LiSe 04/24] Kolumne „Nein, nicht die Schuhe!“

Ins Theater, in die Oper, zur kultivierten Lesung gehen wir in der Regel nicht in Shorts und ausgeleiertem T-Shirt. Und noch viel weniger mit Plastiksandalen für den Garten oder Gummistiefeln. Auch nicht mit dreckverkrusteten Wanderschuhen oder Bommel-bewehrten Plüschhausschuhen, in denen uns wirklich niemand außerhalb der Familie sehen sollte. (mehr …)

[LiSe 03/24] Kolumne: Bücher aus dem Kühlregal

Literatur ist gefährlich. Man kann sich an ihr verschlucken. Man kann an ihr ersticken. Was auch daran liegt, dass Menschen, egal welchen Alters, nie aufhören, mit dem Mund zu erkunden. Wie schmeckt ein Buch, ein Vorwort, ein Inhaltsverzeichnis? Bücherfresser wissen darauf eine Antwort. Sie sparen sich Lesezeichen (auch Regalplatz), beginnen die Seiten, die sie konsumiert/gelesen haben, ein zweites Mal essend zu konsumieren. Und das geht so: Das Blatt herausreißen, zusammenknüllen, in den Mund schieben, zerkauen, hinunterschlucken. Je nach Papierqualität kann das alles ganz schön mühsam werden, und wenn’s schlecht läuft, wenn’s am griffbereiten Wasserglas fehlt, auch schlimm enden. (mehr …)