by LiSe | 1. Mai 2025 | Blog, Rezension
Elisabeth Schinagl erzählt von der Blüte der Ziegelbrennereien im Münchner Osten und seinen „Lehmbaronen“.
Von Stefanie Bürgers
Wer im Münchner Osten Grund und Boden besitzt, hat Glück. Dort erstreckt sich eine Lehmzunge von Ramersdorf über Haidhausen und Unterföhring bis Ismaning. München boomt im 19. Jahrhundert, die Industrialisierung lässt die Stadt stetig wachsen. Dringend benötigt werden: neue Wohnviertel und Bahnhöfe. Im Untergrund entsteht die Kanalisation, oben glänzt München mit Prachtstraßen, Theatern, Brücken und der Pinakothek. Ziegel sind für all das unentbehrlich. (mehr …)
by LiSe | 30. Apr. 2025 | Blog, Vermischtes
UNSERE HIGHLIGHTFILME FÜR SIE
- FRIENDLY FIRE
- FIUME O MORTE!
- AUSSTELLUNG – 40 JAHRE DOK.fest MÜNCHEN: EYES WIDE OPEN
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by LiSe | 9. Apr. 2025 | Blog, Vermischtes
Die Monacensia erhält den umfangreichen schriftlichen Nachlass von Elisabeth Mann Borgese (1918–2002). Die jüngste Tochter von Katia und Thomas Mann war eine außergewöhnliche Persönlichkeit: ausgebildete Konzertpianistin, international publizierende Autorin, einziges weibliches Gründungsmitglied des Club of Rome, Mitverfasserin der UN-Seerechtskonvention, engagierte Meeresschützerin – und bis zu ihrem Tod 2002 Professorin für Internationales Seerecht an der Universität in Halifax. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Titelgeschichte
Als Erich Kästner 1936 seine „Lyrische Hausapotheke“ veröffentlichte, konnte er nicht ahnen, dass sich die Idee, gegen seelische Leiden
eine literarische Rezeptur zu verschreiben, bis zu einer alternativen psychotherapeutischen Behandlungsform entwickeln würde.
Von Markus Czeslik
Kästner veröffentlichte sein berühmtes Medizinschränkchen, ein „Nachschlagewerk, das der Behandlung des durchschnittlichen Innenlebens“ dienen sollte, mit einem Augenzwinkern. 36 Leiden führt er auf (darunter „wenn der Winter dräut“, „wenn der Lebensüberdruss regiert“ oder „wenn das Alter traurig stimmt“) und stellt ihnen eine ungewöhnliche Arznei entgegen – nicht in Tabletten-, nicht in Salben-, sondern in Gedichtform. Da sind die berühmte „Sachliche Romanze“ zu finden, das „Eisenbahngleichnis“ und viele mehr, deren Lektüre er jeweils in bestimmten Gemütslagen empfiehlt. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Kolumne
Neulich saß ich im Zug von Berlin nach München, umgeben von ernst gekleideten Menschen, die eifrig in Laptops tippten oder in Zeitungen blätterten und sich up to date mit dem weltpolitischen Geschehen brachten. Ich selbst saß da mit einem Buch, dessen Titel, der in der Buchhandlung noch eine Kaufentscheidung ausgelöst hatte, mir plötzlich äußerst peinlich wurde: „A Natural History of Dragons“ – ein wirklich wunderbares Buch übrigens, ich kann es allen empfehlen, die gerne von Drachen und Abenteuern lesen. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Lyrische Kostprobe
Das Verhältnis von Wir und Ich
Sabina Lorenz ist italienisch-deutscher Herkunft. Wie viele andere, fing sie als Jugendliche an, Gedichte zu schreiben. Nur hörte sie damit nicht wieder auf.
Lyrik wurde für sie eine Methode, nachzudenken und – bestenfalls – eine ästhetische Form für diese Gedanken zu finden, wie sie es selbst bezeichnet.
„Unter der argumentativ-narrativen Diktion von Sabina Lorenz klaffen abgründige Fragen auf, nach dem Gemeinwesen als Schuld- oder Verantwortungsgemeinschaft und nach dem Verhältnis von Wir und Ich“, schrieb Pia-Elisabeth Leuschner von der Stiftung Lyrik Kabinett über ihren Stil.
Lorenz lebt und arbeitet in München, hatte Sozialpädagogik in München und London studiert und ist Mitglied der Gruppe „Reimfrei“.
Red
#Orlando
für I.
Lass uns wandern, ein Sprung durchs Feuer
vor dem nächsten Schnee, die Zukunft liegt
auf der anderen Seite, fortlaufende Schleife
aus Aufruhr und Wiedergeburt. Dort treffen
wir kleine Vögel inmitten Irisblüten, regen-
bogenfarben, und Staub,
gottlos, diese Stadt ohne Hass, eingebunden
in galaktische Federwolken, wo wir rätseln
über Artefakte, die uns unserer Menschlichkeit
beraubten, behauptend, dass irgendein Gott
auf ihrer Seite stand. Code □ m □ w als
Lebensmuster, ausgemustert
die Unbestimmten, Zeugnisse einer Zeit
der willkommenen schäbigen Gefühle. Hass®
als eingetragenes Warenzeichen. Was sahen
sie, die Beifall klatschten? Sportficken, Massen-
morde, Kriege, bestehend aus Unterwerfung,
Angst und Tod, der Rest war Bürokratie.
Wir waren wieder jung, vergaßen, dass die Welt
nicht so verliebt in uns war, wie wir ineinander.
Wir träumten von Namensgebung. Vom Gebären
als menschlichen Akt. Von Angleichung der Stern-
bildgrenzen. Von Staub. Wir erwachen erneut
im andern Geschlecht.
Selbstvergeudung über Epochen, Sprünge
durchs Feuer. Geisterchor der Möglichkeiten,
zeitlos fremd. Eine Burlesque. Ein Ruhepunkt
im Regen. Ein 300jähriges Leben als innigster
Liebesbeweis. Wie wilde Vögel füttern.
Weiter tanzen.
Sabina Lorenz
Aus:
Sabina Lorenz: #wie wir binden. # wie wir verschwinden.
Paperback, 80 Seiten
Allitera Verlag, Lyrikedition 2000, München, 2016, 11,50 Euro