[LiSe 03/20] Geschichten erzählen, Panel für Panel

Die Münchner Comic-Zeichnerin Barbara Yelin

Von Katrin Diehl

Vor den drei großen Schaufenstern spielen sich Geschichten ab, so wie sich auf der ganzen Welt und zu jedem Zeitpunkt Geschichten abspielen. Man muss sie nur sehen, das heißt sehen wollen. Barbara Yelin will. Denn Geschichten sind für sie zum Sehen, und dann – haben sie das Zeug dazu – zum Erzählen da. Barbara Yelin erzählt mit Zeichnungen. Sie erzählt in Comics, und so schwer man sich mit der Verortung dieses Genres zwischen Literatur, bildender Kunst, Film… auch tut, für Yelin ist der Comic eben ein Erzählmedium, eines, das aus einer Folge gezeichneter Bildern besteht, kombiniert mit mal mehr, mal weniger Text. Auf viele Menschen, Kinder, Erwachsene, üben Comics eine unwiderstehliche Anziehungskraft aus, sie sind „populär“ und sie sind eine Kunstform. Eine absolut reizvolle Kombination. (mehr …)

[LiSe 03/20] Kolumne: Chinoiserien

Kennen Sie den schon? „Kommt ein Chinese auf den Nockherberg …“ Stopp, stopp, keinesfalls Chinesenwitze hier zur Starkbierzeit! Wir wagen es nicht, das hochliterarische Genre des „Chinawitzes“ in die Kolumne einzuführen, als wären das jetzt plötzlich unsere Nachbarn, die Chinesen – Ostfriesen, ja, Schweizer auch und „Ösis“ – selbstverständlich! Aber ist China Nachbar? Sind wir reif dafür? Und Witzeleien angesichts unserer Abhängigkeit von „seltenen Erden“, von SUV-Absatzmärkten und Pandabären? Seit das Corona-Virus aus Wuhan in aller – pardon – Munde ist, wissen wir erst, wie Unrecht wir dem großen Visionär und Exkanzler K. G. Kiesinger getan haben, seine Warnung „China, China, China“ leichtfertig in den Wind zu schlagen. Zwar haben wir in Oberbayern auch eine bedenkliche Virus-Neigung, nämlich 25 % mehr als im letzten Jahr allein im Vergleich der vierten Kalenderwoche und da ist der Fasching noch gar nicht mitgerechnet, der uns einander so gefährlich nahebringt! Peinlich aber, es ist nur das ordinäre Grippe-Virus. (mehr …)

[LiSe 03/20] Lyrische Kostprobe: Spieltage

Livegräten mit leucht-enden strecken sich über die köpfe anderer
und tribünen zählen bis zu 4 weiße zwerge auf roten riesen
deren nummern und namen auf vielen rücken hochgehalten werden
zeigen an wer sich dort verspekuliert hat und wer noch gerade sitzt
Ein Lewandowski liest dann an der rückseite der fankurve
seine erhaltenen likes und die geraten durch ihn selbst in (un)gute relation
zu seiner torquote in diesem jahr vergleicht er sich im graphenwald
der topligen mit deren überfliegern anderen schattenwerfenden nazgul
Aus einem haufen scorerpunkte bei soundsovielen spielminuten zu den
ergebnissen mehrerer wahlen zum spieler des tages schaut auch
meine formkurve wie ein regenwurm hervor mit
mit- und gegenspielern befinde ich mich im auto auf auswärtsfahrt
lauter leiser radiowellen tinitus-tor-tinitus in den unteren ligen muss man
sich zu leiberln der einzelnen teams die 1 2 3 oder 4 sterne dazu denken
Dagegen die saison als zeit des vor-sich-hin-grasens und des
den-auswärtsspielen-sich-in-stille-näherns ohne eine ahnung
auf wen man trifft und wo dessen platz liegt
Es sitzt am straßenrand länger als zwei dreiviertel stunden
an leuchtpflöcke geschmiegter wolliger phantomschmerz 

Jonas Bokelmann

[LiSe 03/20] Lyrik-Kabinett: Konkrete Poesie 

Mit dem Namen „Konkrete Poesie“ verbindet sich eine Stilrichtung, die in den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts die literarische Szene aufmischte. Als auditive und visuelle Poesie die Grenzen zur Musik und Grafik überschreitend, war sie mit Namen wie Hartmut Geerken, Helmut Heißenbüttel, Ernst Jandl, Gerhard Rühm und Eugen Gomringer verbunden. Letzterer wird Ehrengast des Eröffnungsabends am 03. März sein. Es war schon immer eine internationale Szene, deshalb heißt es auch jetzt auf Englisch: KLANG FARBEN TEXT – VISUAL POETRY FOR THE 21ST CENTURY. Teilnehmen werden: Victoria Bean, Kim Campanello, Gerhild Ebel, Falkner, Steven J. Fowler, Angelika Janz, Benedikt Kuhn, Michael Lentz, Chris McCabe, Robert Montgomery, Jürgen Olbrich, Barrie Tullet, die an drei aufeinander folgenden Abenden, vom 3.-5. März im Lyrik-Kabinett München auftreten.

Bernd Zabel

[LiSe 03/20] Kinder- und Jugendmedien: 14. MÜNCHNER BÜCHERSCHAU JUNIOR

14. MÜNCHNER BÜCHERSCHAU JUNIOR

7. bis 15.03.2020

Mehr als 5.000 Bücher und Kindermedien für die ganze Familie präsentiert die Münchner Bücherschau junior täglich von 9:00 bis 19:00 Uhr bei freiem Eintritt.

Das abwechslungsreiche Veranstaltungsprogramm bietet Workshops rund ums Buch, Exkursionen und viele Autorenlesungen aus spannenden Krimis, interessanten Sachbüchern und illustrierten Bilderbüchern.

Mehr Informationen unter: www.muenchner-buecherschau-junior.de

[LiSe 03/20] Literarische Archive (Folge 13): „Vor deiner Haut beginnt die Fremde“

Der Schriftsteller Hermann Lenz und München

Von Bernd Zabel
Gut, dass es Menschen wie Beate Grentzenberg und Thomas Rauch gibt. Sie halten das Andenken an den Autor Hermann Lenz lebendig. Das Haus des 1998 verstorbenen Schriftstellers liegt in der Mannheimer Str., München-Schwabing, einer nur ca. 200 m langen Straße, in der 1936 das Haus gebaut wurde, in dem sich bis heute die Bibliothek und Original-Möbel finden. Zur Gartenseite hin überwuchert üppiger Efeu die Fassade, den hatte seine Frau Hanne aus dem Schwäbischen mitgebracht und er gedeiht bis heute prächtig. Lenz hat mehr als 30 Bücher geschrieben, wurde erst spät, 1973, unter tätiger Mithilfe Peter Handkes entdeckt, da war er schon 59 und hatte lange Jahre literarischer Nicht-Existenz hinter sich.

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