Machen und können machen und können alles. Das klingt nach Alleinherrschaft, auch ein bisschen nach Monokultur. Könnte auch ein wütendes Aufbäumen dahinterstecken. Gegen die penetrante Rotstiftmanie der auf Linie gebrachten Deutschlehrer*innen, die den schönsten Blattrand versauen. „Macht den Hilfs- und Modalverben!“, oder so. Die können ja schließlich auch nichts dafür, dass sie so geboren sind, und eigentlich sind die ja sowieso die Mächtigsten, weil ohne sie rein gar nichts geht.
Vielleicht geht’s aber auch gezielt gegen den schlechten Ruf von Wortwiederholungen. Denen lässt sich nämlich durchaus etwas Ästhetisches abgewinnen. Könnte, könnte, könnte. Guckt nur mal genau hin.
Von der Verständlichkeit ganz zu schweigen. „Macht macht Macht.“ Wenn das nicht ins Lehrbuch „Deutsch als Fremdsprache“ gehört! Kann man machen. Wo machen und können am Werk sind, können andere zu Hause bleiben (und was anderes machen, haha). Schön ist das vielleicht nicht (oder vielleicht doch), witzig aber sehr wohl. Zumindest kurzzeitig und das reicht ja schon, wenn’s ums Witzigsein geht, und weil das immer auch zeigt, was Sprache kann und auch macht. Kann und macht und macht und kann.
Wie sich mit ihr spielen lässt, wie sie sich reduzieren und trotzdem noch verstehen lässt, wie sie Grammatik über Bord wirft, ohne dabei unterzugehen. Natürlich könnte man ganz einfach und deutlich und prosaisch sagen: „Otto sitzt hinterm Ofen, tut nichts und schweigt.“
Aber weil es langweilig ist, zu erfahren, dass Otto sitzt und wo er sitzt, und sich vor allem kein Mensch dafür interessiert, dass Otto Otto heißt, reicht: „Er macht den Scholz.“ Mir reicht das. Für den Moment. Ist witzig. Und manchmal frage ich mich, ob ich „Chefin kann“. Eher nicht. Weil ich nicht kann, was eine Chefin kann oder können sollte. Deshalb mach ich das auch nicht. Würde ich das trotzdem machen, ich bin sicher, ich würde bald den „Biden machen“. Kann man auch als Frau. „Können wir“ eigentlich noch „Papst“? Sieht nicht danach aus. Aber wir konnten das mal und das ist ja auch schon mal was.
Die Frau in der Werbung jedenfalls behauptet, „ich kann“. Soll dezent sein und alle ansprechen, die „nicht können“. Kriegen wir hin. Wenn einer sagt, „ich mach’s“, sehen wir ihn die Ärmel hochkrempeln, auch wenn er das Blaue vom Himmel verspricht. Sagt er, „ich kann’s“, soll er erstmal machen.
Dika