Der diesjährige Kleinverlagspreis geht an den Büro Wilhelm Verlag aus Amberg.

Von Katrina Behrend Lesch

Von München aus gesehen ist Amberg in der Oberpfalz Provinz, was seine Vorzüge hat. Die Stadt bietet Einzigartiges, das Luftmuseum etwa oder die Glaskathedrale, ein wunderschöner Industriebau von Walter Gropius. Und nun den besten bayerischen Kleinverlag. den Büro Wilhelm Verlag. Das Bayerische Kunstministerium zeichnete ihn mit dem diesjährigen Kleinverlagspreis aus, der heuer zum zehnten Mal verliehen wurde. Hinter dem etwas trockenen Namen stehen die drei Grafiker, Künstler, Individualisten Wilhelm Koch, Gerhard Wilhelm H. Schmidt-Schönenberg und Manfred Wilhelm. Vor 16 Jahren fingen sie an mit dem Büchermachen, neben ihrer Designagentur, deren Schwerpunkt die Darstellung und Vermittlung von Architektur ist. Folgerichtig mit einem Architekturführer über die Oberpfalz. „Wir wollten zeigen, was hat die Region an hochwertiger Architektur zu bieten, und brachten einige Bücher  dazu heraus. Zuerst noch ohne Verlag, den Vertrieb besorgte ein anderer. Dass wir das auch selber machen können hat sich dann so ergeben“, sagt Wilhelm Koch. Wobei das Selbermachen wortwörtlich zu nehmen ist, denn tatsächlich entstehen die Bücher komplett bei ihnen, sowohl was den Inhalt als auch die Umsetzung anbelangt, Text, Gestaltung, Produktion, zumindest begleitend, und Vertrieb. Wenig Arbeit ist das nicht, auch wenn Koch den Verlag mit einigem Understatement als „Nebenschauplatz“ bezeichnet. Mittlerweile sind auf diesem Nebenschauplatz an die 50 Bücher erschienen, dazu 120 Baukulturführer, Monographien zu moderner Architektur.

Der Architektur gilt denn auch das Hauptinteresse, das sich vornehmlich Häusern und Bauten privater und öffentlicher Hand in der Region widmet. Hinzu kommen Kuriositäten wie „Stille Örtchen in der Oberpfalz“ – „die mussten auch gebaut werden“ –, der bisher erste Fotoband über Schneemänner – „die einzige Skulptur, die fast jeder schon mal realisiert hat“ –, die „Obstaufkleber-Sammlung“ des Münchner Schriftstellers Eugen Oker, jüngst vom SZ Magazin zumindest äußerlich nachempfunden. Begleitet werden sie von fundierten Texten, Aufsätzen, die sich der Thematik ernsthaft annehmen.

Es ist das Besondere, Auffallende und auch gestalterisch Interessante, was das Trio am Büchermachen reizt. Und was sie als ihr Verlagsprofil bezeichnen. Andere Kriterien gibt es nicht. Kommt jemand mit einem überzeugenden Buchprojekt auf sie zu, dann machen sie es. Einen Bild- und Leseband über „Mallorca“, der die Insel mal nicht als Urlaubsort, sondern aus dem Blickfeld der Mallorquiner präsentiert, eine Fotodokumentation über die WAA Wackersdorf vor und hinter dem Zaun, Briefe des Militärhelden Neidhardt von Gneisenau an seine Frau, Prosa von Eckhard Henscheid, Mundartdichtung von Eugen Oker. Es wirkt wie ein Sammelsurium, aber genau das spiegelt die Vorliebe für das Ungewöhnliche wider. Und als Gerhard Schmidt-Schönenberg, der Musiker unter den Drei, ein Buch über den ausgefallenen Musikstil „P-Funk“ machen wollte, schuf er nicht nur ein optisch höchst anspruchsvolles Werk, sondern finanzierte es auch noch selber. Wahrlich ein Liebhaber seiner Arbeit.

Kein leichtes Unterfangen, solches Verlegertum in der Balance zu halten. Da kommt so ein Preisgeld von 7.500 Euro sehr gelegen und fließt gleich ins nächste Projekt. Die Kosten für den Vertrieb sind niedrig, er läuft hauptsächlich zentral über den Verlag, verbunden mit Ausstellungen, Lesungen und anderem. Werbung wird kaum betrieben, hilfreich ist eine derartige Preisverleihung, die dem Verlag überregional Bekanntheit verschafft. Auflagen werden je nach Nachfrage klein bis sehr klein gehalten, etwa das Obstaufkleberbuch mit nur 100 Exemplaren. Die drei Wilhelms wollen Bücher mit Qualität machen und daran Spaß haben. Wenn das kein Leitspruch ist.