Von Herbert Klocke

Schwache Männer schreiben dir Lieder. Starke Männer stehen an der Bar und begaffen dich. Obwohl du doch gerade den ganzen Laden schmeißt, haben sie keinen Respekt. Aber das kennst du ja nicht anders.

Der schwache Mann, also er, der dir gerade wie ein Dieb in der Nacht draußen vor der Tür auf einem Smartphone sein Lied vorgespielt hat – er hat es nur für dich aufgenommen – löst die meiste Angst aus. Weil es ein Liebeslied ist. Und das darf nicht sein. Hier zählt schließlich der Umsatz.

Und jetzt wirst du rausgehen zum Rauchen, mit einem, der etwas über deinen Hintern gesagt hat. Und wirst böse zu ihm, dem mit dem Lied, herüber starren. Der am besten, wenn er zu ehrlich werden sollte, Lokalverbot erhalten wird; aber da ist dann der Chef für zuständig. Das ist alles egal, obwohl er, der Schwächling, dir von seinem letzten Geld einen Drink bezahlt hat. Oder dein Ehemann, der auch alles, was du tust, kontrolliert. Und der deinen Chef persönlich kennt.

Ankommen ist so schwer, so brutal schwer.

Die Kurzgeschichte stammt aus dem Band „Die Haut des Tresens – Kneipengedichte, Kneipengeschichten, Songtexte“, erschienen im Ulli-Verlag, Schwabach, 2023 zum Preis von 18 Euro.