Neuer Krimi von Leonie Swann
Von Michael Berwanger
Es gibt sie noch, die liebevoll verstaubten Geschichten im Stil, von „Arsen und Spitzenhäubchen“. Erfreulich, dass auch heute noch junge Schriftsteller*innen sich aufraffen können, den Stil der alten englischen Kriminalkomödien aufzugreifen.
Worum geht es? In einem englischen Landhaus, das den von seinen Bewohnern selbstgewählten Namen „Sunset Hall“ trägt, stehen die Mitglieder der Senioren-WG betroffen um die Leiche einer ihrer Mitbewohner*innen: Lillith liegt erschossen im Gartenhaus und der Mann, der sie gefunden hat, steht mit seinem Kriegsveteranen-Revolver in der Hand daneben und weiß nicht, was geschehen ist, da ihm seine zunehmende Demenz die Erinnerung auf Nächstliegendes versperrt. Während die Gemeinschaft hektisch überlegt wie die Situation vertuscht werden könnte, taucht – neben einer neuen Mitbewohnerin – die Polizei auf, die den Mord einer ebenfalls betagten Bekannten in der Nachbarschaft untersucht. Als sich herausstellt, dass die Nachbarin mit dem selben Revolver wie Lillith zur Strecke gebracht worden ist, spürt die Senioren-WG unter der Führung der Hauseigentümerin Agnes, dass die Geschichte doch anders sein könnte, als sie selbst angenommen hatten. In guter „Miss-Marple“-Tradition beginnen sie die Suche nach der Wahrheit.
Die durchaus nicht englische Autorin, die sich Leonie Swann nennt und 1975 in Dachau geboren worden ist, hat bereits vor neun Jahren Erfolge mit ihrem Debut-Roman „Glennkill“ feiern können, der ebenfalls das englische Krimi-Genre im Stil Agatha Christies zur Grundlage hat. Auch in ihrem jetzt erschienenen Roman „Mord in Sunset Hall“ kann sie zeigen, dass Krimis auch ohne Blutrünstigkeit spannend sein können. Der Rückgriff auf traditionelle englische Erzählungen wirkt durchaus nicht altmodisch. Gleichwohl ist der Roman trotzdem nur nette Unterhaltung für einen gemütlichen Lese-
abend. Aber nette Unterhaltung muss man halt auch können.
Leonie Swann
Mord in Sunset Hall
Kriminalroman, 446 Seiten, gebunden
Goldmann, München 2020
20 Euro