Àxel Sanjosé, geboren 1960 in Barcelona, ist ein deutsch-katalanischer Lyriker. Manchmal müsse er sich wegen seines Brotberufs in Flughäfen aufhalten. Das sei nicht sehr schön, sagt er, aber er habe einen ganz guten Trick herausgefunden: Er suche die Flughafenkapelle auf, die zwar meistens auch nicht schön sei, aber wunderbar leer. Und irgendwie veranließen ihn die internalisierten Konventionen, dort auf elektronische Geräte zu verzichten. So habe er schon den einen oder anderen Gedichtentwurf zu Stande gebracht. Nur so als Tipp, meint er, natürlich fahre er viel lieber mit dem Zug.

Auberginen

O Berginen, o Berginen,
von den Bäumen ess ich ihnen,
mit Prikosen, mit Prosinen
aus den fernen Apenninen.

Dinkel

Einst, da war’n die Menschen frei,
lebten ohne Hass und Dinkel,
aßen Kohl zu fettem Pinkel
und zum Frühstück Speck und Ei.

Heute sind die Menschen froh,
wenn sie aus dem Augenwinkel
schauen einen Bau von Schinkel
(Sellerie zerkauend, roh).

Imbiss

Was für Platon die Idee,
was im Märchenbuch die Fee,
was der Imp’rativ für Kant,
was die Schönste im ganzen Land,
was für Innsbruck stolz der Inn,
was beim Sinnspruch schlicht der Sinn,
was in China Yin und Yang,
ist der Imbiss beim Empfang.

Ingwer

In tiefster Verneigung

Ingwer hat mein Essen
fürchterlich versaut.
Ingwem hab ich dafür
auf den Kopf gehaut.

Schinkenbrot

Nach Hauff & Seume
in Zugabteilen zu singen

I
Schinkenbrot, Schinkenbrot,
würgest mich so früh zu Tod’?

II
Wo Menschen Schinkenbrot essen,
da lass dich ruhig nieder,
denn schinkenbrotessende Menschen
haben keine Lieder.

Aus: Àxel Sanjosé: Lebensmittellyrik.
Nebst einem Anhang mit Büroartikellyrik
Illustriert von Gisela Messing
Gebunden, 108 Seiten