Der Salon Literaturverlag

Von Marie Türcke

Franz Westner ist der engagierte Kopf hinter dem in München verorteten Salon Literaturverlag, der sich der Veröffentlichung oft schwieriger Themen widmet, Themen, die zum Nachdenken, Mitdenken, Mitreden auffordern – unliebsame Themen manchmal, die von den Leser*innen mehr abverlangen als ein simples Zurücklehnen und Genießen. Westners Verlag hat sich zur Aufgabe gemacht, ebensolche Bücher zu veröffentlichen – selbst, wenn diese Themen nicht massenmarkttauglich sind. So arbeitet Westner aktuell an der Übersetzung eines italienischen Romans über die Sonderkommandos im Holocaust, ein schwieriges Thema. Ob das viele Leser*innen generieren wird? Das werde man sehen, aber das sei auch nicht die entscheidende Frage, sondern, dass das Thema einen Raum brauche und er diesen bieten könne, so Franz Westner.

Humorvoll beschreibt er das Verlegen als „Spekulieren an der Börse“ und zitiert dabei Peter Suhrkamp: „Wie man ein kleines Vermögen macht? Indem man ein großes Vermögen hat und Verleger wird.“

Ein (bei der Schwere des Themas nicht unbedingt erwartbarer) Erfolg war „Die Armenierin“ von Thomas Hartwig. Ein 800-Seiten-Band über den Genozid an den Armenier*innen, der trotz anfänglicher Nischenstellung gute Verkaufszahlen erzielte. Erschienen 2014, ist er mittlerweile in der vierten Auflage.

Jährlich veröffentlicht der Verlag fünf bis acht Titel. Wie viele unabhängige Verleger unterstützt auch Westner seine Verlagstätigkeit durch seine Arbeit in einer Veranstaltungsagentur. Dadurch hat er die Freiheit, das Verlagsgeschäft mit einer gewissen Risikobereitschaft zu betreiben.

Die Auswahl der Manuskripte und die Zusammenarbeit mit Autor*innen und Lektor*innen ist ein sorgfältiger Prozess. Westner achtet darauf, dass das Lektorat thematisch und stilistisch zum jeweiligen Projekt passt. Sein Netzwerk hilft ihm dabei, die richtigen Partner*innen für seine Autorenschaft und deren Themen zu finden.

Höhepunkt in Westners Verlagstätigkeit war die Veröffentlichung des fünfbändigen Epos „Der letzte Bericht von Atlantis“ des ungarischen Autors Gábor Görgey, der seit der Zusammenarbeit auch zu einem guten Freund geworden ist. Zu dessen Tod schrieb Westner: „Die Freundschaft, die daraus gewachsen ist, gehört zu den wertvollsten Dingen, die ich als Verleger kennenlernen durfte.“ In diesem Jahr ist der Band „Wetterleuchten, das Jahrzehnt der verspielten Freiheit“ von Norbert Wollschläger das Highlight. Ein Buch, das die gesellschaftlichen Veränderungen der 1920er und 1930er Jahre zum Thema hat.

Westner verschreibt sich dem „humanitären Miteinander“. Dabei definiert er Humanismus als respektvolles Miteinander, auch bei Meinungsunterschieden. Literatur solle den Blick des Menschen fokussieren und unterschiedliche Themen respektvoll diskutieren können. Ob er das auch innerhalb seines Verlages lebe? Tatsächlich, gerade arbeitete er mit einem Autor an einem Manuskript, das seine eigene linke politische Haltung in Frage stelle, sagt er, und ihn herausfordere, seine Denkweise zu reflektieren.

Mit 24 Jahren begann Westner als Lektor zu arbeiten. Heute ist Literatur nicht nur Beruf, sondern auch Leidenschaft und Hobby. Er sucht ständig nach neuen Themen und Herausforderungen, um seiner Leserschaft bedeutungsvolle Literatur zu bieten.

Mehr Informationen unter: salonliteraturverlag.com

Bisher erschienen in der Reihe „Unabhängige Verlage“: Hagebutte Verlag, Stroux edition, Schillo Verlag, Eisele Verlag und austernbank verlag