Self Publishing in diesem Umfang ist erst seit der digitalen Revolution möglich. Schon Ende der 90er Jahre entwickelte der Buchgroßhändler Libri das Konzept Books on Demand. Keineswegs erfolglos, laut Werbetext lagen 2004 bereits 12.000 Buchdateien druckbereit auf den Servern, waren BoD-Bücher in 6.000 deutschsprachigen Buchhandlungen und etwa 1.000 Online-Buchshops erhältlich. 2007 stieg Amazon mit seiner Self Publishing-Plattform CreateSpace ein. Heute bieten eine ganze Reihe ihre Dienste an: BoD, Tredition, Neobooks, Bookrix, ePubli, Tolino Media, Xinxii, um nur einige zu nennen.

Die Bedingungen sind bei allen mehr oder weniger dieselben: Fürs E-Book 60 bis 70 Prozent Honorar vom Verkaufspreis (abzgl. MwSt), bei der Print-Ausgabe werden zusätzlich die Druckkosten abgezogen. Den Verkaufspreis legt der SelfPublisher fest. Um einen Laien durch die Herstellung eines Buches bis zur Drucklegung zu führen, bieten die Dienstleister sogenannte Tools an. Bei einem 300 Seiten-Roman kann das bis zu 2000 Euro betragen.

Inzwischen bieten auch Verlage SelfPublishing-Plattformen an. 2010 gründete die Verlagsgruppe DroemerKnaur Neobooks, Rowohlt hat sich vor einem Jahr angeschlossen, andere Verlage gehen eigene Wege, Bastei Lübbe etwa, Egmont oder Oetinger. Besonders daran ist, dass einem Autor die Aussicht auf einen Vertrag in einem dieser Verlage geboten wird, sofern er sich als vielversprechender Erfolgsschreiber erwiesen hat. Dadurch sparen sich die Indie-Autoren die Ochsentour ihrer Manuskripte durch die Lektorate inklusive aller kränkenden Absagen. In den Verlagen dezimiert sich die Flut aus unaufgefordert eingesandten Manuskripten. Und für die Lektoren vereinfacht sich die Suche nach neuen Talenten, indem sie sich die Top-Ten-Titelliste der Lesecommunity zunutze machen. Eine Win-Win-Situation, doch übersehen sollte man dabei nicht, dass sich Autoren den Konditionen der Verlage beugen müssten, sprich Beschneidung von Rechten, worüber sie als SelfPublisher uneingeschränkt verfügen. Auch deshalb lassen sich viele ihre E-Book-Rechte nicht mehr aus der Hand nehmen, sondern erklären sich lediglich mit dem Vertrieb ihrer Print-Ausgaben einverstanden.

Der Buchhandel schließt sich diesem Trend nur zögerlich an. Dem soll mit tolino media, der jüngst von den großen Buchhandelsketten gegründeten Plattform, Abhilfe geleistet werden. Hier erscheint ein E-Book automatisch in den Onlineshops von Thalia.de, Weltbild.de, Hugendubel.de, DerClub.de, buecher.de, ebook.de und vielen mehr. Aber auch das gedruckte Buch würde in deren Läden beworben und vertrieben werden.
Katrina Behrend Lesch