Von Slávka Rude-Porubská

Mit leichtfüßigen Dialogen, grandiosen Landschafts- und Stadtszenen und feinem Sprachgespür für unterschiedliche Settings nimmt uns der aus dem Nachlass der legendären Verlegerin Helen Wolff zum ersten Mal veröffentlichte Text auf eine Reise in Raum und Zeit mit. Gemeinsam mit der jungen, androgynen Ich-Erzählerin und ihrem viel älteren, vermögenden, an Luxusleben gewöhnten Liebhaber brechen wir aus Deutschland „in die besonnte Welt“ auf. Die heiße, sommerliche Landschaft Südfrankreichs soll der „Hintergrund für Liebe“ des in ihrem Habitus und Hingabe sehr ungleichen Paars sein – und wird doch zur Kulisse der temporären Trennung: „Ich will leben, und Du willst Dich amüsieren. Nein, Lieber – nicht mit mir.“ Und wir reisen in die 1930er Jahre zurück, in denen einerseits die Geschlechterordnung zwar aufregend neu definiert wird, sich andererseits die politische Lage in Europa jedoch zunehmend verdüstert.

Die autobiografisch inspirierte, im Grundton mal ironische, mal melancholische Liebesgeschichte zwischen Helen (geb. Mosel) und Kurt Wolff, die sich 1928 in München kennengelernt und seit 1941/42 in der US-Emigration den Verlag Pantheon Books betrieben haben, wird begleitet durch einen aufschluss- und kenntnisreichen Essay von Marion Detjen. Die Historikerin und Großnichte Helen Wolffs setzte sich zum Glück über die Anweisung hinweg, mit der die unpublizierten Manuskripte versehen wurden: „At my death, burn or throw away unread!“, und schenkte uns somit eine veritable literarische Entdeckung.

Helen Wolff: Hintergrund für Liebe.
Das Buch eines Sommers – Herausgegeben und mit einem Essay von Marion Detjen.
Roman, 216 S., Weidle Verlag, Bonn 2020. 20 Euro