Der Franke ist nicht zu unterschätzen, schon gar nicht der Oberfranke. Die vielseitige Aronia-Beere (Aronia melanocarpa) beispielsweise wurde von findigen Franken erstmals für uns entdeckt. Sie schmeckt bitter und soll wahnsinnig gesund sein. Die Beere ist resistent gegen alles und übersteht auch Minus problemlos.

Das erinnert uns, daas erinn- ja: Da geistert doch dieser kalifornische Gaudibursch aus Bamberg seit Dezember 2017 durch die deutsche Literaturszene, die seit dem Ableben des temperamentvollen Marcel R-R reichlich spröde wirkt! Im Schlauchboot des Entertainers hinaus aufs offene Meer der Literaturkritik! Am 8. Dezember 2017 erklärte der Neukalifornier Thomas Gottschalk den drei Fahnenträgern des Literarischen Quartetts im ZDF, warum dieser Pilzsammler Peter Handke aus dem Bois vor Paris mit seinem „letzten Epos“ (so Handke) „Die Obstdiebin“ faszinierend ist. Thea Dorn und Volker Weidermann stand der Mund offen, Christine Westermann war begeistert – keiner hatte mit derartiger Fernseh-Präsenz und literarischer Eloquenz gerechnet. Wochenlang schliefen die TV-Macher der Republik nicht mehr wenn sie an T. G. dachten: Wie konnte man den für die „Literatur“ einfangen? Die Quote steigern? Schließlich gelang es. Die Chefs seines „Heimatsenders“, lockten den bunten Vogel wieder zum BR, Abteilung Kultur, Unterabteilung Literatur, Unterunterabteilung Desaster.

Da müssen aber auch ein oder zwei Menschen sitzen, die dem Sonnyboy das Leben nicht unbedingt erleichtern wollen. Das Konzept der Sendung „Gottschalk liest?“, die alle drei Monate nachts über den Bildschirm flimmert, ist ja noch einleuchtend: Man nehme einen Autoren-Newcomer, einen Arrivierten und einen, nun ja vielleicht Außenseiter, mische umsatzfördernden Klappentext darunter (das Ganze sollte sich ja auch finanzieren) und lasse den Oberfranken tun, was er am besten kann: Plaudern.

Aber, und jetzt kommt die Bitternis. Man meint, mit Literatur-Ladies sollte der das doch beherrschen, kann doch nicht sooo schwer sein. Ist es aber doch. Da wächst, speziell im Österreichischen eine weibliche Beerensorte, die dem Tommy nicht bekömmlich ist. Vea Kaiser, Marlene Streeruwitz, diese Wienerinnen fängt er nicht so einfach ein! – Die Autorin Marlene Streeruwitz, fragte ihn etwa, wie er „überhaupt so leben könne“ – sein Haus in Malibu verbrannt, seine Frau weg, die Bücherei ebenso – und weiter lustig! „Ich habe keine Traumas“ insistierte der Lust-Molch, während er mit zusammen gebissenen Zähnen das Buch „Flammenwand“ der Wiener Autorin als lesenswert empfahl. Das hatte spezielle Komik. Die Zuschauerzahlen sind übrigens von 230.000 in Bayern auf 73.000 zurück gegangen. Der nächste Coup landet am 15. Oktober. Der BR will den Armen weiter quälen – er ist ja resistent, auch gegen Minus.

Wolfram Hirche