Es war einmal ein Kulturzentrum, das stand an einem garstigen Steig. Weil es aber so protzig und klobig war, hat es nie jemand so richtig liebgewonnen. Nach kaum 40 Jahren war es vom ständigen Benutzen und Bespielen so schwach geworden, dass die Stadtmütter und -väter beschlossen, es solle eine Kur bekommen. Sie legten einen Zeitplan für die Reha fest. Und so flohen die ansässigen Institutionen aus dem Kulturzentrum, eine jede in eine andere Richtung.

Da aber die Stadtmütter und -väter kein Geld für die Reha in der Rocktasche hatten, wollten sie das Kulturzentrum wieder in die Hand von privaten Ausbeutern … tschuldigung … Investoren geben, damit diese ihnen unter die Arme griffen. So etwas nennt man Private Public Partnership, kurz PPP.

(Und hier müssen wir dringend eine Klammer aufmachen: PPP funktioniert ungefähr so: Die öffentliche Hand, die nicht genügend Geld zur Verfügung hat, um alle Bereiche der Daseinsvorsorge zu leisten – sie hat es versäumt, ausreichend Steuern von beispielsweise Unternehmensübergewinnen einzunehmen – vergibt öffentliche Vorhaben an private Unternehmen, damit diese den Gewinn abgreifen können, während Kosten, wie beispielsweise die für Infrastruktur, der Allgemeinheit zur Last fallen. Diese Investitionen der Unternehmen sind selbstredend steuerlich absetzbar, was erneut zu Übergewinnen führt, die die Unternehmen wieder investieren können und so weiter. Wir machen die Klammer jetzt wieder zu.)

Aber leider wurde kein Investor aufgetan (vermutlich waren die Gewinnaussichten zu kümmerlich), und so beschlossen die Stadtmütter und -väter den ungeliebten Klotz ohne Reha-Maßnahmen wieder einzugliedern. Das nennt man verpachten. Und schnell fanden sich dann auch willige Pächter. Die nennen sich Fette Katze oder so (vermutlich wegen der fetten Beute). Bei denen könne man einzelne Räume mieten, heißt es. Da brauche es kein Auswahlverfahren, wird gesagt, da müsse man nur Leute kennen, die die richtigen Leute kennen et cetera pp. Und wenn man einen Raum ergattert habe, dann könne man den untervermieten, an einen Untermieter, der das dann untervermietet an Unteruntermieter und so weiter, was vom Prinzip her an eine Matrjoschka-Puppe erinnert. Und jeder hat seinen Reibach daran. In der Zwischenzeit schauen die früheren Bewohner des ungeliebten Klotzes mit dem Ofenrohr ins Gebirge.

Eine kleine Empfehlung an die Stadtbibliothek: Ihr könntet ja Eure Bücher an Unterleiher verleihen, die sie an Unterunterleiher weiterverleihen, damit diese sie weiter unterverleihen können … Ihr wisst schon. Wenn jeder nur zehn Cent pro Buch daran verdient, kommen bei einem Bestand von gut zwei Millionen Medien rund 200.000 Euro pro Ausleihe zusammen und alle sind saniert. Nur die Bürgerschaft ist wieder der Depp, aber die zahlt sowieso immer die Zeche.

Michael Berwanger