Wenn drei Jubiläen zusammenfallen, dann darf auch dreifach gefeiert werden.

Von Bernd Zabel

Das Münchner Literaturfest 2019 weckt höchste Erwartungen. Nicht nur wegen der schönen Parties und Empfänge, sondern auch, weil Literaturinteressierte sich auf ein ungewöhnlich reichhaltiges Programm freuen dürfen. 120 internationale Autor*innen, 85 Lesungen und Diskussionen,  10 Buch- und Fotoausstellungen, das sind die Superlative 2019. Ingo Schulze gestaltet das 10. „forum: autoren“, naheliegender Weise (vor 30 Jahren fiel die Mauer) zum Thema: „Einübung ins Paradies. Fragen an die Welt nach 1989“. Seine Gäste lässt Schulze dabei im Duo antreten: Frank Witzel mit dem bosnischen Autor Dzevad Karahasan oder Judith Schalansky mit dem kongolesischen Autor Fiston Mwanza Mujila oder mit „Fragen an München nach 1989“ (Katja Huber, Dagmar Leupold). Auf diese Abende darf man gespannt sein.

Schon zum 60. Mal findet die Münchner Bücherschau statt. Die Leistungsschau der Verlage wartet mit Neuerscheinungen und einem täglichen Rahmenprogramm auf, das Beiträge aus Literatur, Politik und Philosophie versammelt, denn kein Großereignis kann heute an den drängenden Fragen zum Zustand des Planeten, unserer Erde, vorbeigehen, die hier als „Das schöne Mysterium“ betitelt wird. Umbrüche, wohin man schaut, auch im Literaturhaus München, hier stehen aktuelle Bücher zu Themen wie Feminismus, Heimat und Religion im Fokus. Die Mexikanerin Valeria Luiselli, der syrische Comic-Autor Riad Sattouf, der SPIEGEL-Journalist  Volker Weidermann zählen zu den Eingeladenen. Am 19.11. gibt es darüber hinaus eine „Lange Hannah-Arendt-Nacht“.

Am 25.11. wird schließlich zum 40. Mal der Geschwister-Scholl-Preis vergeben. Die Jury war so mutig, den Preis an den zu lebenslanger Haft verurteilten türkischen Schriftsteller Ahmet Altan zu vergeben und damit ein besonderes Zeichen für die Verteidigung von Unabhängigkeit, Freiheit und Mut zu setzen.

Am Wochenende des 30.11. und 01.12. treffen dann wieder unter dem Motto: „Andere Bücher braucht das Land“  über 30 unabhängige Verlage aus den deutschsprachigen Ländern zur Independent-Messe im Literaturhaus ein.  Und natürlich wird auch an den Nachwuchs gedacht. Im Kinder- und Jugendprogramm stechen zwei neue Formate hervor. „Generation Z – Stimmen für junge Leser_innen“ , was begeistert sie, was lesen sie und wie können Bücher sie erreichen? „The Poetry Project“, junge Geflüchtete aus Afghanistan, dem Iran und Syrien verfassen Texte über ihr Heimweh, über Krieg und Verlust, aber auch über die Seltsamkeiten, die ihnen in Deutschland begegnet sind.

Und die Parties? Am 16.11. steigt in der Muffathalle das Fest zum Dreifachjubiläum mit Musik und prominenten Gästen.

Eröffnet wird das Literaturfest am 13.11. mit einem Vortrag zum Thema Zeitenwende 1989 durch den britischen Historiker Timothy Garton Ash. Ob er da schon eine Verbindung zum Brexit herstellen kann?