Die 61. Münchner Bücherschau soll mit neuem Konzept auf bewährter Basis stattfinden – falls die Corona-Bestimmungen das zulassen.

Von Ursula Sautmann

Seit 60 Jahren ist die Münchner Bücherschau ein fester Bestandteil des Münchner Kulturjahres. Die lieb gewordenen Erwartungen ihrer jungen und erwachsenen Besucher*innen will sie auch in diesem besonderen Jahr 2020 erfüllen. Wie immer soll es im Gasteig Bücher geben, an Messeständen der Verlage. Wie immer soll es Live-Veranstaltungen und ein attraktives Kinder-, Jugend- und Familienprogramm geben, ein ausgefeiltes Hygienekonzept inbegriffen. Namentlich genannt seien hier eine Diskussion des Historikers Wolfgang Benz mit Jugendlichen zum Thema „Vom Vorurteil zur Gewalt. Politische und soziale Feindbilder in Geschichte und Gegenwart“, eine Begegnung mit Alice Schwarzer unter dem Titel „Lebenswerk“ und eine Lesung mit Paul Maar, „Wie alles kam. Roman meiner Kindheit“. Auch das Literarische Jugendquartett soll wieder (zum dritten Mal) stattfinden. Erstmals aber werden auch diejenigen, die nicht anreisen können oder wollen, die Gelegenheit haben, das Programm zu nutzen. Denn virtuelle Messestände sollen die Ausstellungsfläche erweitern mit Videos, Leseproben, Informationen zu Titeln und Autoren. Alle Veranstaltungen werden gestreamt und damit im Netz übertragen. Und manches wird es nur virtuell geben, z. B. ein Angebot für Kindergartengruppen und Schulklassen. Eine Umstellung, gewiss, die Veranstalter – der Börsenverein des Deutschen Buchhandels, unterstützt von Kultureinrichtungen der Stadt München, des Freistaats Bayern und der Bundesregierung – gehen aber davon aus, dass das neue Konzept nicht einmalig, sondern zukunftsweisend sein wird. Der Weltbild-Verlag stellt die digitale Plattform zur Verfügung.

Die Entwicklung hin zu Kultur am Computer hat sich beschleunigt. Soll man einem Virus namens Covid-19 nun gar dafür danken? Ja – dass die Bücherschau auch virtuell stattfindet, ist sehr gut. Nein – dass das Literaturfest allgemein (das Festprogramm des Literaturhauses sowie das Kuratorenprogramm) abgesagt wurde, ist traurig, wenn auch nachvollziehbar. Die Kuratorin für das forum:autoren (es wäre das 11. gewesen), Nora Gomringer, wollte die 20er Jahre mit Blick in die Zukunft angehen und Grenzen von Kulturen und Genres lustvoll in Frage stellen, junge Menschen zu ihren Wünschen für die Zukunft befragen und Literatur und Poesie die Bühne bereiten mit Kulinarik, Jazz, Tanz und Modenschau. So war es geplant, so wurde es kommuniziert. Ende Juli teilte das Literaturhaus mit, sich am diesjährigen Literaturfest nicht zu beteiligen. Damit entfällt auch die Ausstellung unabhängiger Verlage. Die Entscheidung zur Absage kann man
heute noch besser verstehen, eine herbe Enttäuschung und ein Verlust ist sie trotzdem.

Münchner Bücherschau
Vom 12. bis 29. November im Gasteig
Der Eintritt ist frei.
Das Programm ist unter www.muenchner-buecherschau.de zu finden.
Dort wird auch mitgeteilt, wenn die Bücherschau nicht oder in abgewandelter Form stattfindet.