Wann

29.01.2026    
19:00 - 21:00

Veranstaltungstyp

Mit Friederike Heimann und Anette Daugardt (Rezitation)

In Kooperation mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern

Eintritt: € 10 / € 7; Mitglieder unseres Freundeskreises: freier Eintritt
Abendkasse, freie Platzwahl

„Ich will die Nacht draußen liegen und wie ein Vogel schrein, / Schallen, wie Häher schreit, »Schack! Schack!« wie Elster schackert. / Ich kann keine brave Bauernhofhenne sein, / Die ihr Ei legt und gackert“ (aus: Die Drude) Gertrud Kolmar – geboren 1894 in Berlin, 1943 in Auschwitz ermordet – verleiht in ihren dichten, manchmal archaischen und doch oft überraschend modernen Bildwelten immer wieder dem Fremden und Ungekannten, dem Stummen und Sprachlosen, eine Stimme. Dabei durchdringen sich das Weibliche und das Jüdische in ihrer Poetik auf vielfache Weise. „Nun seh’ ich mich seltsam und kann mich nicht kennen / Da ich vor Rom, vor Karthago schon war“, heißt es in Die Jüdin, die eine Forscherreise rüsten möchte in ihr „eigenes uraltes Land“. Nicht zuletzt zeigt sich in ihren Versen eine oft sehr bedrohte, doch unverkennbare Daseinsfreude.

Durch die Gedichtlesung führt Friederike Heimann, Literaturwissenschaftlerin und Autorin einer Biographie über Gertrud Kolmar In der Feuerkette der Epoche (Suhrkamp 2023). Sie lebt in Hamburg und war über viele Jahre im Jüdischen Salon am Grindel aktiv. Die Gedichte werden von der Berliner Schauspielerin Anette Daugardt vorgetragen.


Die Kröte

[…]
Ich atme, schwimme
In einer tiefen, beruhigten Pracht,
Demütige Stimme
Unter dem Vogelgefieder der Nacht.
Komm denn und töte!
Mag ich nur ekles Geziefer dir sein:
Ich bin die Kröte
Und trage den Edelstein …

Wie in: Gertrud Kolmar, Das lyrische Werk. Herausgegeben von Regina Nörtemann. II: Gedichte 1927-1937. Wallstein Verlag 2003.