Kunstaktion wird am 24. Juni 2025 in Schwabing eröffnet – Gedenkprojekt läuft bis 20. November 2025

Am 24. Juni 2025 startet im Münchner Stadtteil Schwabing die partizipative Gedenkinstallation „hier wohnte…“ unter der Leitung des Aktionskünstlers Wolfram P. Kastner. Die Intervention im öffentlichen Raum erinnert an Münchner Jüdinnen und Juden, die während der NS-Diktatur von den Nationalsozialisten entrechtet, deportiert, beraubt und ermordet wurden. Bis zum 20. November 2025, dem Jahrestag der Verschleppung von knapp 1000 jüdischen Münchnerinnen und Münchnern nach Kaunas im Jahr 1941, werden an sechs Standorten im Stadtviertel weiße Koffer aufgestellt, als Symbol an die erzwungene Flucht und die Deportationen. Sie sollen Passanten dazu einladen, innezuhalten, zu gedenken und Verantwortung zu übernehmen.

Erinnerung sichtbar machen

Die weißen Koffer stehen stellvertretend für das abrupte Ende jüdischen Lebens in München. Jeder bemalte Koffer ist einer konkreten Person gewidmet, deren Name, Schicksal und Geschichte durch Nationalsozialismus und Mitläufertum ausgelöscht werden sollten. Mit Zitaten, Fotos und biografischen Informationen versehen, stehen die Installationen im öffentlichen Raum – dort, wo die Menschen einst gelebt, gearbeitet und gehofft haben.

„Es geht darum, den Opfern ihre Würde und Persönlichkeit zurückzugeben und sie nicht länger nur als Opfer des NS-Terrors wahrzunehmen, sondern ihre Schicksale in die Öffentlichkeit zu bringen“, betont Initiator Wolfram P. Kastner. „Besonders in Zeiten, in denen Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit wieder spürbar zunehmen, ist eine sichtbare, aktive Erinnerung unverzichtbar.“

Ehrenamtliches Engagement für gelebtes Gedenken

Mehr als 20 ehrenamtliche Helferinnen und Helfer haben sich über Wochen und Monate an der Umsetzung der Kunstaktion beteiligt – sei es durch historische Recherche, künstlerische Gestaltung oder organisatorische Unterstützung. Die Koffer stammen überwiegend aus Spenden von Münchner Bürgerinnen und Bürgern.

Das Projekt entstand in Kooperation zwischen dem Institut für Kunst und Forschung sowie den Bezirksausschüssen Schwabing und Schwabing-West. Mit Schulen und Kirchengemeinden der Stadt werden Kooperationen und Patenschaften angestrebt. Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter sowie Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, übernehmen gemeinsam die Schirmherrschaft.

Eröffnungsveranstaltung am 24. Juni 2025

Der Auftakt der Gedenkaktion erfolgt am 24. Juni 2025 um 19 Uhr in der Aula des Berufsschulzentrums am Elisabethenplatz 4 mit einer öffentlichen Veranstaltung.

Es sprechen neben Wolfram P. Kastner auch Charlotte Knobloch, die Stadträtin Mo Lovis Lüttig sowie die ehemalige Dachauer Gemeindereferentin Ursula Binsack. Boris Ruge begleitet die Veranstaltung musikalisch.

Die sechs Ausstellungsorte in München-Schwabing

  • Elisabethstraße 30
  • Herzogstraße 65
  • Römerstraße 21
  • Franz-Josef-Straße 15
  • Hohenzollernstraße 25
  • Martiusstraße 8


Informationen zum Projekt gibt es unter
weissekoffer.de.


Über Wolfram P. Kastner

Wolfram P. Kastner ist Aktionskünstler, Historiker und Ausstellungsmacher aus München. Seine Arbeiten, oft im öffentlichen Raum, mischen sich ein, provozieren und machen sichtbar, was sonst verdrängt wird. Für sein Engagement gegen das Vergessen wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Preis des Internationalen Auschwitzkomitees und der Kurt-Eisner-Medaille. Seit 1980 zeigt er Ausstellungen und Installationen in zahlreichen Städten Europas.

Quelle: Pressemitteilung vom 5.6.2025 von Wolfram P. Kastner