Die Tolstoi-Bibliothek und die Sozialberatung des Tolstoi Hilfs-und Kulturwerks e.V. mussten nach fast 60 Jahren in der Thierschstraße am Isartorplatz eine neue Heimat finden. Nach langwieriger Suche bezogen Bibliothek und Sozialberatung zum 1. Juli 2022 neue Räume in der Aldringenstraße 4.
1800 Umzugskartons, 70 Bücherregale, der Steinway-Flügel und die Bibliotheksmöbel mussten bewegt werden- eine Herausforderung, die mit großem Einsatz aller Mitarbeiterinnen bewältigt wurde.
Die Sozialberatung öffnete ihr Büro bereits zum 1.Juli 2022, die Bibliothek zum 4. August 2022.
Ukrainische Flüchtlinge halfen die Bücher wieder in den Regalen aufzustellen. Zum Öffnungsdatum erlebten wir einen Ansturm ukrainischer Mütter und Großmütter mit ihren Kindern und Enkeln, die Literatur in russischer Sprache ausleihen wollten. Hier wurde klar, dass Kultur und Bildung auch in schwierigsten Zeiten eine Brücke bilden, die auf keinen Fall abgebrochen werden darf- ein wichtiges positives Signal für Alle, die in der Tolstoi-Bibliothek arbeiten und eigene Fluchterfahrung haben. Auch die Sozialberatung wurde zu einem zentralen Anlaufpunkt für die Geflüchteten, wo neutral, niederschwellig und unkompliziert geholfen wird.
Angesichts des Leids und der Nöte der aus der Ukraine Geflüchteten wurde das Veranstaltungsprogramm der Tolstoi-Bibliothek modifiziert und den aktuellen Erfordernissen angepasst. Statt Konzerten werden nun Deutschkurse für ukrainische Erwachsene angeboten, Bastelkurse für russischsprachige Kinder jeder Nationalität ebenso ein Theaterstudio für Kinder.
Gräben sollen überwunden – Gemeinsamkeiten gestärkt werden.
Und so ist die Tolstoi-Bibliothek nach über 70 Jahren zu ihren Wurzeln im Jahr 1949 zurückgekehrt, als die amerikanische Tolstoy Foundation ihre Filiale in München eröffnete, um russischsprachigen Flüchtlingen jeder Nationalität und Konfession humanitäre Hilfe zu leisten. Und die ebenfalls im Jahr 1949 gegründete Tolstoi-Bibliothek half damals schon bei der Bewahrung der kulturellen Identität.