Delschad Numan Khorschid schreibt, fotografiert und steht als Ensemblemitglied des Residenztheaters regelmäßig auf der Bühne.
Dass er seinen Weg nach München gefunden hat, grenzt an ein Wunder. Unter Lebensgefahr floh er 2001 aus dem Irak, wo er als Angehöriger der kurdischen Minderheit inhaftiert und gefoltert worden war.
In „Nirgendwo ist mein Zuhause“, einer Sammlung von Prosastücken und Lyrik, die von Schwarz-Weiß-Fotografie begleitet wird, findet er für seine Erlebnisse bewegende Worte. Delschads Gedichte beschreiben gleichzeitig eine beängstigende Leere und große Fülle. Sie sprechen das Unsagbare aus, zeugen von Schmerz wie auch Trauer, doch sind sie immer verbunden mit dem Glauben an eine bessere Welt. Hier schreibt sich ein Heimatloser seine verlorene Identität zurück.
Diese ungewöhnliche Biografie hat beim Schillo Verlag den ihr gebührenden Platz erhalten.
Träumen
Meine Träume,
die unangreifbar fern bleiben.
Mein namenloses Gesicht,
die Bilder, die nie gemalt werden können,
stechen mir in die Augen.
Die nie gesprochenen Schriften in den
Gedanken,
Worte, deren Melodien keiner versteht,
Briefe, die nie geöffnet werden.
Lichtlose, steinige Straßen,
adressenlose Türen, die keiner kennt.
Alle und einer,
leeres, stummes Ich, das nie ankommen wird.
In der Ferne sind meine Träume,
dahin fliege ich jeden Augenblick.
Mein Kissen,
der Flügel, der mich fliegt,
in dieses Stück nie gehabte Welt.
Mit den Schritten meiner Flucht wache ich
wieder auf,
komme ich wieder in die Leere zurück.
Delschad Numan Khorschid
Delschad Numan Khorschid:
Nirgendwo ist mein Zuhause
Gedichte, Prosa und Fotografie
Hrsg. von Anke Bitter
Hardcover-Broschur, 200 Seiten
Schillo Verlag, München 2025
35 Euro