by LiSe | 30. Aug. 2018 | Blog, Titelgeschichte
Das Salonfestival holt Literaten, Musiker und kluge Köpfe zurück in den privaten Raum.
Von Katrina Behrend Lesch
Das Hotel Bader in Parsdorf, inmitten eines Industriegebietes, nicht gerade ein Ort, wo man Kultur sucht. Doch alles ist möglich. Die Besitzerin Monika Hobmeier meidet die Konfrontation mit der Hässlichkeit ringsum nicht, Understatement mit skandinavischem Design, Ausstellungen und nun zum zweiten Mal Gastgeberin des Salonfestivals. Zwei junge Sängerinnen treten auf, Cosma Joy und lilly among clouds, fantasievoll die Namen, eigenwüchsig der musikalische Vortrag. Danach Häppchen auf der Terrasse, die Scheu miteinander zu sprechen überwunden. Das Konzept „salonfestival“ scheint aufzugehen, Menschen dafür zu begeistern, in ihren privaten oder öffentlichen Räumen Künstlern und Wissenschaftlern eine Bühne zu bieten, Gäste zum Zuhören einzuladen und so ein persönliches Umfeld für Begegnungen und Gespräche zu schaffen. (mehr …)
by LiSe | 30. Aug. 2018 | Blog, Kolumne
Wenn Romane mit dem Wetter beginnen, kann sich die Sache etwas hinziehen. Knapp 1.600 Seiten (je nach Ausgabe) folgen der Feststellung: „Über dem Atlantik befand sich ein barometrisches Minimum“ – Beginn des Romans „Der Mann ohne Eigenschaften“, dessen dritter Band vor 75 Jahren postum erschienen ist und unvollendet blieb. Robert Edler von Musil, wie sich der Autor hätte nennen dürfen, war ein Jahr vorher gestorben. Ganz arglos schildert er einen „schönen Augusttag des Jahres 1913“, um sich dann den vermeintlich wesentlichen Themen des Lebens zuzuwenden, und natürlich hat auch der tiefsinnige Plauderer Herbert Rosendorfer 80 Jahre später noch nichts von dem heutigen Heißzeit-Ernst ahnen mögen, als er seine kleine Story von der „Erfindung des SommerWinters“ schrieb. Nur einige zu warme Winter in den 90ern wurden von dem südtiroler Münchner moniert, ansonsten ist Wetter kein literarisches Thema, noch, kann man sagen, nirgendwo. (mehr …)
by LiSe | 30. Aug. 2018 | Blog, Vermischtes
Noch bis zum 23. September zeigt das Franz-Marc-Museum in Kochel die Ausstellung „Lektüre – Bilder vom Lesen – Vom Lesen der Bilder“. Zu sehen sind unter anderem Exponate von Pablo Picasso, Paul Klee, Cy Twombly und Jean Dubuffet. Die Geschichte des Lesens ist so alt wie die Geschichte der Schrift, und so reichen auch die Darstellungen von Lesenden in der bildenden Kunst bis in die Antike. In der europäischen Malerei, Buchmalerei und Skulptur ist die Lektüre zunächst im biblischen Kontext verankert und auf religiöse Texte gerichtet. In den Niederlanden, die seit ihrem Aufstieg zur maritimen Handelsmacht zunehmend von bürgerlichen Werten geprägt wurden, entstanden im Laufe des 17. Jahrhunderts die ersten Bilder „privaten” Lesens. Diese, sich durch die Lektüre konstituierende Privatheit und Intimität bestimmt die Atmosphäre der Bilder von Lesenden, die seit dem 18.Jahrhundert in der europäischen Malerei zum wichtigen Motiv werden. Schwerpunkt der Ausstellung sind allerdings Werke aus dem 20. Jahrhundert. red
Die Öffnungszeiten: 10 bis 18 Uhr info@franz-marc-museum.de, www.franz-marc-museum.de).
by LiSe | 30. Aug. 2018 | Blog, Lyrische Kostprobe
Afrotilaki
Das also ist meine Erinnerung:
Ein riesiger, überhängender Fels,
mit feinen, fotogenen Rissen und Linien,
dunkel, wie meine Furcht,
mich zu täuschen. Noch immer
am Ufer Steine wie geschorene
Riesenköpfe – gefürchteter Traum –
Und Tamarisken, jetzt völlig vertrocknet
tot. Daran hätte ich
denken sollen: Kein Schwimmen
möglich, die Windstille,
der immerblasse
Himmel, der auf dem
ächzenden Meer lastet, Du
gelb-tote Sonne versteckst Dich,
Du Ich. Verschlossen
die nutzlose Kirche.
Wie soll ich hier mir selber begegnen?
Deutlich zerfallener ist
das einzige Haus: jetzt
ohne Dach und Tür
Ein weißer Tisch steht
unter vergessenen Olivenbäumen,
darauf: Nichts.
Aber das Schilf, das Schilf:
Pfeile vom Himmel in die Erde geschossen.
Alles mich ständig verunsichernde
Zeichen. Zum Beispiel
die Wasseruhren am Wasserverteiler:
wie mein Herz und mein Hirn
stehen sie still.
Verdammte Symbolik, also –
jetzt noch einmal und endlich:
Abhauen von hier!
Ulrich Schäfer-Newiger
by LiSe | 30. Aug. 2018 | Blog, Vermischtes
Ein Gruß aus New York
Das Kunstmal für Oskar-Maria Graf von Jenny Holzer
Von Ina Kuegler
Der Earl Grey dampft in der Tasse, der Tee rinnt die Kehle hinunter, der Blick fällt auf die Untertasse. „Mehr Sexualität, die Herrschaften“ steht dort. Es ist nur einer von vielen Sprüchen in der Brasserie des Literaturhauses. Da heißt es etwa auf dem Papier-Set unter dem Suppenteller: „Ich habe wirklich eine große Angst vor der Zukunft, dass ich der ‚Berühmtheit‘ entgegenstrebe.“ Und an der Rückenlehne der Sitzbank steht eingraviert ins braune Leder: „Die aufgestapelte Erinnerung an Gehörtes, Gelesenes, Selbsterlebtes.“ Es sind Zitate von Oskar Maria Graf (1894 bis 1967), dem die New Yorker Künstlerin Jenny Holzer 1997 im und vor dem Literaturhaus ein Denkmal gesetzt hat. (mehr …)
by LiSe | 30. Aug. 2018 | Blog, Vermischtes
Die Schwabinger Buchhandlung Pfeiffer empfiehlt diese beiden Neuerscheinungen.
Elisa Shua Dusapin: Ein Winter in Sokcho
Blumenbar
Ein eiskalter Ort an der Grenze zu Nordkorea: Ein französischer Künstler und die junge Angestellte der schäbigen Pension erkunden auf langen Spaziergängen die Umgebung und kommen sich dabei näher. Beide suchen nach einem Neuanfang. Sie will dem tristen Leben entfliehen, er sucht in der Abgeschiedenheit Inspiration. Mehr nicht und doch so viel: Die große Kunst von Elisa Shua Dupasin besteht darin, kleine alltägliche Begebenheiten sehr klug zu beobachten und dafür den aktuellen weltpolitische Bezug mitschwingen zu lassen und eine Sprache zu finden, die knapp und nüchtern beschreibt und dennoch wie zwischen den Buchseiten schwebt.
Mark Thompson: El Greco und ich
mare
J.J. und sein bester Freund El Greco, zwei 10jährige in New Jersey, Sopmmer 1968, hin- und hergerissen zwischen ihren Träumen, der Sehnsucht nach Unbeschwertheit und den Mysterien des Erwachsenwerdens. Auf einem road trip durch den ländlichen Süden verlieren sie ihre kindliche Unschuld und werden sich der Grenzen ihrer Welt bewusst. Doch die Begegnung mit Krankheit und Tod verpasst J.J.s Lebenshunger einen ersten tiefen Riss. Hinreißend, wie Mark Thompson diese bittersüße Geschichte durch den Mutterwitz und die Originalität seines Erzählers in der Balance hält.
Buchhandlung Pfeiffer, Hohenzollernstr. 19, 80801 München