[LiSe 07/25] Lyrische Kostprobe: Keine eindeutige Botschaft

Alke Stachler, geboren 1984, tätig u. a. als Autorin und Lektorin, stu-dierte Englische und Neuere Deutsche Literaturwissenschaften sowie Sprachwissenschaften in Augsburg und Swansea/Wales.

Zum ihrer Schreibtätigkeit sagt sie: „Was mich zum Gedichteschreiben bewegt, ist gar nicht so einfach zu beantworten. Ich habe in der Lyrik einfach meine Sprache gefunden oder sie mich, obwohl ich zugeben muss, dass ich momentan an einem Roman arbeite. Aber auch dieses Romanprojekt ist sehr geformt von meiner Art, Gedichte zu schreiben.“ Das Besondere an lyrischer Sprache sei, so Stachler, dass sie keine eindeutige „Botschaft“ habe, keinen festgelegten Inhalt, sondern in der Schwebe bleibe und der Wahrnehmung Türen öffnen könne. (mehr …)

[LiSe 07/25] Gedenktafeln der Literaten – Teil XI: Hoffnungslos vornehm: Eduard Heinrich Nikolaus Graf von Keyserling

Von Marie Türcke

Eduard Heinrich Nikolaus Graf von Keyserling wurde am 15. Mai 1855 auf dem Familiengut Paddern bei Hasenpoth in Kurland (heute Lettland) als zehntes von zwölf Kindern geboren. Seine adelige Herkunft prägte ihn lebenslang – gesellschaftlich wie literarisch.

Seine Jahre als junger Mann verbrachte er auf den Gütern seiner Familie, isoliert, nur mit Familie und Angestellten im Kontakt. Gegen Ende der 1880er-Jahre veröffentlichte er seine ersten Romane. Bereits hier im Fokus, was auch in seinem späteren Werk zentral bleibt: der Mensch, seine Emotionen, die durchaus widersprüchlich sein können, und das Miteinandersein und Miteinanderauskommen (oder eben auch nicht). (mehr …)

[LiSe 07/25] Internationale Jugendbibliothek: 8. White Ravens Festival

Vom 13. bis zum 17. Juli findet zum achten Mal das White Ravens Festival für Internationale Kinder- und Jugendliteratur statt. Veranstalter ist die Internationale Jugendbibliothek. Elf namhafte Autoren aus acht Ländern werden in München und Bayern unterwegs sein mit Lesungen, Gesprächen, musikalischen Poesieprogrammen und Workshops. Das Festival verspricht literarische Neuentdeckungen und schafft einen Brückenschlag zwischen den Kulturen. Eröffnet wird der Veranstaltungsreigen mit einem großen Familienfest im Innenhof von Schloss Blutenburg (am 13. Juli ab 10 Uhr, Karten über München Ticket und an der Tageskasse). Es folgen täglich Abendveranstaltungen an unterschiedlichen Orten. Um möglichst viele junge Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten zu erreichen, werden die Schulen einbezogen.
U. S.

Alle Informationen zum Programm finden sich unter www.wrfestival.de

[LiSe 07/25] Empfehlungen: Buchtipps aus erster Hand

Die Mitarbeiter*innen der Münchner Stadtbibliotheken empfehlen diese Neuerscheinungen:

Tamar Noort: Der Schlaf der Anderen
Rowohlt Kindler

Wenn Janis das Licht ausmacht, ist die Kamera schon an. Als Nachtwache im Schlaflabor bringt sie Fremde ins Bett und schaut ihnen beim Schlafen zu. Der Tag-Nacht-Rhythmus, der anderen Menschen eine natürliche Struktur gibt, gilt für sie nicht. Erst als sie Sina trifft, erwacht auch in Janis der Wunsch nach einem anderen Leben. Sina ist Lehrerin und hat einen geregelten Alltag. Als sie zur Diagnose ihrer Schlafstörung in die Klinik kommt und eine Nacht bei Janis verbringt, kann sie die Krisen loslassen, die zu Hause auf sie warten. Je weniger sie schläft, desto mehr entgleitet Sina ihr Leben. Als sie abzurutschen droht, ist Janis die Einzige, die sie halten kann. (mehr …)

[LiSe 07/25] Empfehlungen der Redaktion – Bücher für den Sommerurlaub

Vor der Krise
Von Michael Berwanger

Nichts weniger als eine Sensation: Nach 93 Jahren ist ein Roman von Sebastian Haffner erschienen. Kein Essay, kein Sachbuch zur Weltgeschichte, sondern ein Liebesroman. In unerhörtem Tempo beschreibt der damals 23-Jährige den letzten Tag einer 14-tägigen Parisreise im Februar 1932. Raimund Pretzel (so auch Haffners bürgerlicher Name) jagt seiner Angebeteten, die im Roman nur Teddy heißt, hinterher, getrieben zwischen Selbstzweifel, Eifersucht und Neugier. Europa befindet sich gerade in der Zwischenkriegszeit. „Die Krise war noch nicht richtig erfunden“, heißt es einmal. Teddy umschwirrt eine Entourage von Galanen, die sich die Klinke in die Hand geben. Die Hotelzimmer sind klein, das Geld ist knapp, die Zeit noch mehr; Louvre und Eiffelturm wollen noch besichtigt werden. Alles immer in fiebriger Hetze mit dem Gefühl, das Besondere stehe noch bevor. Dass die zweite Generation der Haffner-Erben das Manuskript nun zum Abdruck freigegeben haben, ist ein ganz großes (Lese-)Glück. (mehr …)