by LiSe | 1. Okt. 2025 | Blog, Kolumne
Alexander von Humboldt war ein Forscher und Abenteurer, furchtlos und neugierig. Für seine Zeit ein wahres Genie. Mit Sextant und Quadrant, mit Thermo- und Barometer bewaffnet – und allem, was sich noch an Meterware zum Messen eignete –, wagte er sich in die entlegensten Winkel der Erde, sammelte und zählte aus Leidenschaft. Selbst die Läuse auf dem Kopf der Einheimischen waren nicht sicher vor ihm. Würde er heute noch leben, hätten ChatGPT & Co. ihre helle Freude. Humboldts Messungen würden den größten Datenhunger jeder künstlichen Intelligenz stillen. (mehr …)
by LiSe | 2. Sep. 2025 | Blog, Kolumne
Die durchschnittliche Länge eines deutschen Wortes beträgt zwischen sieben und acht Buchstaben. Das ist doch interessant, oder? Na ja. Es geht so. Manchmal muss ich Zeichen zählen, weil ich für meinen Text eine bestimmte Zeichenzahl nicht überschreiten darf. Das ist nicht schwer, weil das der Computer für mich übernimmt. Ich frage ihn dann: „Und Computer, bei wie vielen Zeichen sind wir denn?“, und er sagt dann: „2.907“, und ich dann: „Mist!“, weil ich nur 2.800 lang sein darf. Aber das ist normal. Wir sind immer zu lang. Und dann geht’s ans Kürzen, und dann freu’ ich mich natürlich, wenn ich ein Wort, das weit über dem Durchschnitt liegt (sagen wir zum Beispiel bei 23 Zeichen), genüsslich, Taste für Taste, Buchstabe für Buchstabe, tilgen darf, dass ich streichen kann, ohne dass das auch nur einen einzigen Menschen stören würde. Manche Wörter kommen einfach nur breitbeinig daher, bringen aber nichts mit außer einem Haufen Erklärungsbedarf (16 Buchstaben). Ist so. „Ist so“ besteht aus zwei Wörtern mit je drei und zwei Buchstaben. Schlank, elegant, vielsagend. Wissen Sie was ein „Übertragungsgesetz“ (18 Buchstaben) ist? Ich nicht auf Anhieb. (mehr …)
by LiSe | 1. Juli 2025 | Blog, Kolumne
Machen und können machen und können alles. Das klingt nach Alleinherrschaft, auch ein bisschen nach Monokultur. Könnte auch ein wütendes Aufbäumen dahinterstecken. Gegen die penetrante Rotstiftmanie der auf Linie gebrachten Deutschlehrer*innen, die den schönsten Blattrand versauen. „Macht den Hilfs- und Modalverben!“, oder so. Die können ja schließlich auch nichts dafür, dass sie so geboren sind, und eigentlich sind die ja sowieso die Mächtigsten, weil ohne sie rein gar nichts geht.
Vielleicht geht’s aber auch gezielt gegen den schlechten Ruf von Wortwiederholungen. Denen lässt sich nämlich durchaus etwas Ästhetisches abgewinnen. Könnte, könnte, könnte. Guckt nur mal genau hin. (mehr …)
by LiSe | 28. Mai 2025 | Blog, Kolumne
Ich gestehe. Ich habe es getan. Ich habe mir von ChatGPT einen Text schreiben lassen. Nicht diesen natürlich. Obwohl – man weiß ja nie. Wer würde das schon bemerken? Sie etwa? Stilistisch ist der Text nicht ganz so geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte. Aber wenn man bedenkt: vier Sekunden Arbeit! Und wer liest schon noch das ganze Geschreibsel? Laut Allensbach Institut sinkt die Lesefähigkeit immer weiter – bei den Lehramtsanwärter*innen! (mehr …)
by LiSe | 1. Mai 2025 | Blog, Kolumne
Ich bin verliebt. In ein Wort. Es heißt „großartig“ und der Himmel hängt voll davon. Hm. Voller Geigen und voller „großartigs“. Es gibt ja reichlich Platz in so einem siebten Himmel. So ein siebter Himmel (mit vielen siebten Wolken darin) ist riesengroß und rosarot und watteweiß und veilchenblau und frühlingsfrisch. (mehr …)
by LiSe | 1. Apr. 2025 | Blog, Kolumne
Neulich saß ich im Zug von Berlin nach München, umgeben von ernst gekleideten Menschen, die eifrig in Laptops tippten oder in Zeitungen blätterten und sich up to date mit dem weltpolitischen Geschehen brachten. Ich selbst saß da mit einem Buch, dessen Titel, der in der Buchhandlung noch eine Kaufentscheidung ausgelöst hatte, mir plötzlich äußerst peinlich wurde: „A Natural History of Dragons“ – ein wirklich wunderbares Buch übrigens, ich kann es allen empfehlen, die gerne von Drachen und Abenteuern lesen. (mehr …)