Von Ulrich Schäfer-Newiger
Der einst wohlgeformte, unerreicht schöne, klassische Körper des Kaisers, der jetzt tot war, tot. Da lag er vor uns, aufgedunsen der Körper in der Hitze, der Schwüle des byzantinischen Mittags und begann zu verfaulen, der Körper am Mittag. In der Hitze.
Wir, die wir seit Wochen uns nur ernährten vom Urin unserer Pferde, stopften den verfaulenden, schweren, verfaulenden Körper in ein Fass mit Essig gefüllt bis zum Rand. Widerwärtig verwest aber war dennoch alles Fleisch, fürchterlich stinkend als Antiochia, die christliche Stadt, fast verhungert, Antiochia, ganz elend und verlassen von Gott wir endlich erreichten. Um die Gebeine, die wertvollen, noch zu retten, siedeten wir, um zu retten, die Leiche im kochenden Wasser bis endlich das stinkende Fleisch von den Knochen sich löste. Wir verscharrten am Rande der Stadt auf einem Brachfeld, verscharrten das gesottene Fleisch wir. Und nahmen die geretteten Gebeine, die geretteten nahmen wir mit uns, die Gebeine.
Jerusalem aber habe nur ich erreicht, um zu berichten. Die Anderen nicht, Jerusalem nie. Niemals mit den Gebeinen, die wir verloren. Diese Sünde, dieser Fluch für die Zukunft. Die göttlichen. Gebeine. Verloren. Verloren haben wir uns wohin in die Wüsten und Sümpfe, in Sümpfe und Wüsten gestolpert, verirrt, verlassen. Gestorben sind viele am Fieber gestorben, erschlagen auch vom Feind, auch völlig vergessen, ganz untergegangen und gänzlich versunken. Nirgends die Gebeine, die göttlichen …