Ich bin verliebt. In ein Wort. Es heißt „großartig“ und der Himmel hängt voll davon. Hm. Voller Geigen und voller „großartigs“. Es gibt ja reichlich Platz in so einem siebten Himmel. So ein siebter Himmel (mit vielen siebten Wolken darin) ist riesengroß und rosarot und watteweiß und veilchenblau und frühlingsfrisch.
Mein anschmiegsames „großartig“ macht sich ganz wunderbar zwischen, neben, unter, über all den federleichten Geigen, diesen Vi-o-li-nen, die in besagtem Himmel ja keinesfalls an irgendetwas – beispielsweise an einem Kondensstreifen, einem Stern, einem freundlich daniederzuckenden Blitz – festgehakt, angehängt, festgenagelt, angeschraubt werden. „Großartig“ schwebt. Und die Geigen schweben auch. Und es sind viele. Viele „großartigs“ und viele Geigen. Denn – was für ein Glück! – mein von mir geliebtes Lieblingswort hat gerade Konjunktur, um nicht zu sagen Hochkonjunktur. Konfettigleich wird es freudig in die Höh’ geworfen, wird breit verstreut wie der Frühlingssamen vom Märzenbauer, der der Erde auch im Mai noch mit vollen Händen gibt.
Mir soll’s recht sein, kann ich’s doch gar nicht oft genug hören. Wirklich. „Großartig.“ „Großartig.“ „Großartig.“ Bei jeder öffentlichen oder halböffentlichen Begrüßung, in jeder Anmoderation, durchläuft es mich wohlig, wird mir warm. Wie viele großartige Menschen uns präsentiert werden, wie viel großartige Menschen uns etwas zu sagen, zu bieten haben. Und das ist ein Segen bei all den ungroßartigen, die es leider auch gibt, die uns schlechte Träume bereiten und sich von Tag zu Tag breiter machen. Großartig.
Das Wort füllt den Raum und erhebt – und das hat etwas Magisches – die Umstehenden, die Umsitzenden gleich mit. „Der großartige Autor“, der da begrüßt wird, „die großartige Künstlerin“, „der großartige Text“, „die großartige Übersetzung“ …, das Wort „großartig“ kennt keine Grenzen, es legt sich über uns wie ein federleichtes Seidentuch. „Großartig“ ist nach allen Seiten offen, transportiert etwas, was mit Sensibilität, mit genauer, williger Beschäftigung zu tun hat, mit der Erkenntnis, dass es um die einzelne Wertschätzung geht und nicht um die Einordnung in irgendwelche (Best)Sellerliste, nicht um Konkurrenz, wer ist der / die Bessere, der / die Beste, sondern um die Summe des Schönen, Guten unterm Strich, die uns voranbringen, um das Bemühen jedes, jeder Einzelnen, „Großartiges“ zu leisten, auf ganz unterschiedliche Art und Weise, auf hohem bis höchstem Niveau und in aller Ernsthaftigkeit.
Das macht unsere Landschaft aus, ihre Vitalität wie Diversität. Das ist Freiheit. Das ist Umarmung.
Dika