Träume nerven. Also, Träume in der Literatur. Zumal die Zeit für Traumpassagen biblischen Ausmaßes vorüber ist.  Die waren ja damals geradezu existenziell und richtungsweisend für alles, was da noch kommen sollte. Man denke nur an den Träumer Josef und die sich verbeugenden Garben, aber auch der Pharao träumte ja recht vielsagend von den sieben fetten Kühen, die aus dem Nil gestiegen kamen, und dann kamen noch die sieben mageren, und die mageren haben die fetten gefressen, ohne dabei – und das hat Bedeutung – selbst ein Gramm Fett zuzulegen … Pah! Auch Jakobs Traum von der Leiter, Engel rauf, Engel runter und das immer wieder, ist nicht ohne. Abgesehen davon, dass diese Träume die Zukunft vorausgesagt und also dafür gesorgt haben, dass man sich zum Beispiel auf eine Hungerkatastrophe vorbereiten konnte, haben sie Menschen wie Josef, Jakob … wirklich groß rausgebracht.

In der Heutzutage-Literatur sind Träume Schäume und dann am ärgerlichsten, wenn man erst nach Seiten erfährt, dass das, was man da gerade allen Ernstes gelesen hat, nur ein Traum gewesen ist. Echt jetzt? Da hätte man Besseres zu tun gehabt. Denn nichts ist leichter als alles, was eigentlich nicht geht, einem Traum in die Schuhe zu schieben. Und dann glaubt man das als gutgläubiger Leser auch noch und erfährt erst Minuten später, dass das von A bis Z nur ein Traum gewesen ist. So geht das nicht! Träume in Storys sind ab sofort als solche anzukündigen. Dann kann man die überblättern, bis es wieder real life wird.

Was sich allerdings – und das schon im Kindesalter (man erinnere sich an Emil Tischbeins ziemlich niveaulosen Traum während dessen Zugfahrt nach dem  wolkenkratzigen  Berlin) – durch ungetriggerte Träume an seltsamer Erfahrung machen lässt, ist, dass es so etwas wie eine nachträgliche Enttäuschung gibt und dass die einem die Laune nehmen kann. Wenn ich einen Kuchen aus dem Ofen hole und der sieht wie ein Haufen Etwas aus und ich bin dann enttäuscht, dann ist das einfach so und was ganz anderes, als wenn ich einem mitreißenden Text aufgesessen bin, und dann heißt es, ätsch, war nur ein Traum.

Oder noch so etwas in der Richtung: Man sitzt lässig in einer Lesung. Alles ist wunderbar, man ist also irgendwie happy und dann sagt der Moderator am Ende kurz vorm „und haben Sie noch einen schönen Abend“: „Danke, für Ihre Geduld“ oder „Danke, für Ihre Zeit“ oder „Danke, dafür, dass Sie uns so konzentriert zugehört haben“.

Hallo! Ich bin freiwillig hier und besitze immerhin noch so viel Anstand, zuzuhören, wenn’s mich interessiert, und nicht aufzustehen und laut Lieder zu singen. Oder habe ich da was verpasst? War das alles nur ein Traum? Nachträgliche Enttäuschung kann manchmal groß sein.

dika